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Wenn der Ersatzkanister durch die Plicht schießt, ist eindeutig zuviel Wind!

Schietwetter

Das Schietwetter verspätet sich, ich bleibe eine zweite Nacht. Keine verlorene Zeit: ich habe hunderte von Fotos nachzubearbeiten, reichlich Lektüre an Bord, und ich finde Freunde. In kleinen, sympathischen Häfen finden sich immer sympathische Segler. Neben mir liegen Schweden, die auf ihr neues Ruderblatt warten. Das alte haben sie an einem schwachwindigen Sonnentag verloren, ein Alptraum. Dann sind da noch zwei Schiffe aus Finkenwerder, alte Hasen im Rentenalter. Da haben Jungspunde wie ich zunächst nicht die besten Karten, aber wer mit einem Folkeboot einhand in Schweden unterwegs ist, wird automatisch akzeptiert, ohne lange danach zu fragen, ob der das Boot vielleicht erst seit vier Jährchen hat. So wird mein Bedürfnis nach Gesellschaft und Gespräch auch mal wieder genüge getan, bis es mir schon fast zuviel wird.

Nächster Tag, ordentlich Sonne und Wind. Wieder mal Kurverei zwischen den Schären. Ich könnte mein Leben damit verbringen. Ich versuche einen Abstecher in die Innenschären nördlich von Orust. Zufrieden bin ich damit nicht. Die lieblich bewaldete Landschaft erinnert mich zu sehr an den Harz, und während es draußen brist und tost, ist drinnen totale Flaute. Nichts gegen meinen Motor, er ist toll, aber ich muss ihm wirklich nicht stundenlang zuhören. Schnell verwerfe ich den Plan, innen um Orust zu fahren. Es wird Zeit, an den Rückweg zu denken. Ich fahre nach Kärsson auf in etwa dem Weg, den ich gekommen bin, reichlich hoch am Wind, es fühlt sich gut an, mich schon ein wenig auszukennen. Kurz vor Astol wird es zäh, weil der Wind abflaut. Kärsson war letztes Jahr mein erster Ankerplatz überhaupt in den Schären, meine erste Begegnung mit den bedrohlichen Felsen, die keinen Navigationsfehler verzeihen. Vor lauter Angst vor den Steinen habe ich Paula dort schön in den Schlick gesetzt und dann dreimal den Ankerplatz gewechselt, bis ich zwar genauso unzufrieden war, aber kein Lust zu weiteren Experimenten hatte. Diesmal weiß ich vorher, wo ich hinwill. Genieße die Aussicht und das Abendessen, nehme schwermütig zur Kenntnis, dass die Arbeit und sie allein mich zurückruft.

 

 

Fortsetzung

Schären-Segeln