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Wattenmeertörn: Harlesiel bis Borkum

Heidi im Yachthafen Wangerooge

Fortsetzung

Kurz vor Spiekeroog zog sich der Himmel unheilverheissend hinter uns zu und ambossartige Wolkenbilder bauten sich auf. Auch der Wind frischte auf. Nicht gut... Wir stellten uns auf eine Sturmfahrt ein. Die Wolken zogen heran und drehten im letzten Augenblick noch ab. Und wir mussten feststellen, dass offensichtlich nicht ganz so viel Wasser im Watt war, wie wir erhofft hatten. Wir wollten eigentlich ein Stück „abkürzen“ aber als das Echolot uns Wassertiefen von nur knapp über einem Meter meldete, wo wir eigentlich 1,5 und mehr erwartet hatten, beschlossen wir auf Nummer sicher zu gehen und doch dem Zickzack des Fahrwassers zu folgen, was unseren Zeitplan etwas in Gefahr brachte. Der Himmel wurde immer dunkler und uns wurde bewusst, dass wir Wangerooge nur noch im Dunkeln erreichen würden.

Spiekeroog lag hinter uns und wir hatten keine andere Wahl. Das Radar wurde eingeschaltet und der Suchscheinwerfer an Deck gebracht. Wir tasteten uns Tonne für Tonne, Pricke für Pricke in das Gatt zwischen Wangerooge und Spiekeroog, wo der Gezeitenstrum uns mit aller Gewalt in Richtung Wangerooge und zur Nordsee ziehen wollte. Dank Dennis' genialer Revierkenntnis fanden wir den Weg. „Leucht mal nach Backbord – da muss ein Pricke sein“ - „Steuerbord voraus – ist da eine Tonne?“ - „Mehr vorhalten, wir haben starken Strom“ so ging es zu. Mal ganz ehrlich: Ich würde nachts niemals auf die Idee kommen, Wangerooge anzulaufen! Aber Dennis schaffte es mit sicherer Hand und so machten wir dann im Dunkeln fest um danach festzustellen, dass man zum Besuch der Toiletten auf der Insel besser sein eigenes Klopapier mitbringt...

Unser letzter gemeinsamer Abend war angebrochen und wir blickten bei einer Flasche Kölsch (für die Nichtreinländer: Eine besonders leckere Bierart aus Köln) auf die letzte Tage zurück, die uns so viel unterschiedliche Erlebnisse beschert hatten. Dieser Törn war sicherlich 1000 Mal interessanter und auch lehrreicher als eine Fahrt zur Hochseeinsel Helgoland. Auch wenn diese Tour nur verschoben ist.


Seehundbank vor Harlesiel

Am nächsten Tag brachen wir dann auf um das letzte kurze Stück nach Harlesiel zu bewältigen. Unterwegs konnten wir noch die Seehunde auf den vorgelagerten Seehundbänken begrüßen und liefen schließlich mit Gleichstand in die Binnenharle ein, wo die Heidi wieder festgemacht wurde.

An dieser Stelle kann ich nur im Namen von Christoph und mir unserem Skipper Dennis Pelka aufs herzlichste für diese unvergessliche Reise danken! Und das alles war nur möglich, weil Dennis an seiner Segelschule Harlesail vor einigen Jahren ein Schild mit der Aufschrift „Schnuppersegeln – hier!“ hatte woraus dann bei mir eine Leidenschaft wurde. Danke Dennis! Auch für deine hervorragende Ausbildung, die gemeinsamen Stunden und unsere Freundschaft!

 

 

Autor: Thomas Stasch
Namen nicht geändert

 

 

 

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