Segelberichte, Törnerzählungen, www.segel-berichte.de

„Für mich fühlt sich so Freiheit an“ - Fortsetzung

Überwältigendes Azurblau

Am Morgen habe ich Gelegenheit, in den Hauptort von St. Barth, Gustavia, zu gehen. Erst mal klettere ich den kleinen Hügel zum Leuchtturm hoch – tolle Aussicht: im Vordergrund Blumen und Kakteen, die schicken Häuser, der Hafen mit den großen eleganten Yachten. Das Ganze dominiert von Blau. Als ob der Himmel und das Meer wetteifern, wer die intensivere Farbe erzeugen kann. 

 

Wunderwelt unter Wasser

Wir fahren heute nur ein kleines Stück zu der Bucht „Anse de Colombier“ – Strandtag! Unser Schiff liegt in der Bucht vor Anker und das Dinghi bringt uns an den Strand. Also Flossen und Schnorchel raus und hinein ins Meer – wo ich wieder fasziniert bin von dieser ganz anderen Welt unter Wasser. Nach einer Dreiviertelstunde im Wasser ist es schwer, sich von dieser Wunderwelt wieder los zu eisen. Danach Strandspaziergang, in der Sonne liegen und den Wellen zusehen. So lässt es sich leben … Abends gibt es wieder prima Essen: mehrere Sorten gegrilltes Gemüse und zur Freude der Crew Spareribs, Vitello Tonnato und vorher noch einen Cocktail. Die Stimmung ist entsprechend gut. Das war heute wieder ein Tag, an dem ich müde und doch zufrieden mit der Welt ins Bett gehe.

 

„Jenseits aller Welten“ – Entspannung im Klüvernetz

Ich sitze am Abend hier in der „Elvis Beach Bar“ in Sandy Beach auf Anguilla – im Hintergrund läuft Musik von Bob Marley. Auch heute war der Tag wieder ausgefüllt und angefüllt mit Erlebnissen. Taue lösen, Ziehen, Brassen (die Rahen, an denen die quadratischen Segel befestigt sind, in den richtigen Winkel zum Wind stellen), die Lose aus den Segeln holen (also alles noch einmal festziehen), Taue aufräumen … all das wird langsam sogar zur Routine. Heute gab es endlich Gelegenheit für meinen Lieblingsplatz vorne im Klüvernetz. Für mich die beste Möglichkeit, mir alles, was mich so beschäftigt, durch den Kopf gehen zu lassen und aus einer anderen Perspektive zu  betrachten. Ich lag also im Netz, das sich unter dem Baum befindet, der vorne am Bug des Schiffes ca. zehn Meter weiter ins Meer hinausragt. Ich hatte das Gefühl, jenseits aller Welten zu sein. Vor mir das Schiff, unter mir die Wellen, die gegen den Schiffsrumpf schlagen, über mir der Himmel. Wie eine eigene Welt. Für mich die beste Situation, in innere Balance zu kommen. Es ist einfach toll, dass ich das alles erleben darf.

 

Das Steuer selbst in die Hand genommen

Später stehe ich eine Weile am Steuer – heute mit neuen Aufgaben. Sonst bin ich immer nur geradeaus gefahren, aber heute sind wir näher an der Küste und ich bekomme ständig neue Kursvorgaben. Ein paar Male komme ich doch ganz schön vom Kurs ab – ich hoffe dann im Stillen, dass es keiner merkt. Als unser Kapitän dann auch noch direkt neben mir steht, bin ich so konzentriert und will es natürlich besonders gut machen, dass ich viel zu unbedacht lenke und so erst recht vom Kurs abkomme. So ein Schiff ist ein guter Lehrmeister: du bleibst nur auf Kurs, wenn du ruhig und mit Bedacht das Steuer bedienst, ein klares Gefühl für Wellen und Wind hast und sofort spürst, wenn du wieder gegenlenken musst. Den optimalen Kurs zu halten, das funktioniert im Leben genauso.

 

 

Meeresrauschen, Musik und Wind – der perfekte Moment

Der kleine Ort – Sandy Beach – auf Anguilla, wo wir heute vor Anker liegen, hat durch seine Strandbars jede Menge karibisches Flair und ist nicht so vom Luxustourismus geprägt. In einer Bar mit Reggae Live Musik ziehen mich die Melodien in ihren Bann und wir tanzen. Das Meeresrauschen im Hintergrund, der sanfte Wind, der für Abkühlung sorgt – einfach ein perfekter Moment. Für mich fühlt sich so Freiheit an. Der größte Teil unserer Crew ist auch da und alle haben Spaß. Morgen ist mein letzter Tag auf der ‚Eye of the Wind‘. Ich versuche, das Glas als ein Viertel voll und nicht drei Viertel leer zu sehen.

 

Ein magischer Ort mit Robinson-Crusoe-Gefühl

Am Nachmittag ist noch Zeit für einen weiteren Bade-Stopp auf der unbewohnten kleinen Insel Tinta Marree. Bei einem Spaziergang zur anderen Seite der schmalen Insel kommt so etwas wie ein Robinson-Crusoe-Gefühl auf. Niemand ist hier. Kilometerweiter Strand, eine aufregende Brandung, tellergroße Meeresschnecken in den kleinen Tümpeln, die sich am Strand durch die Brandung gebildet haben. Der Boden ist bedeckt von abgebrochenen Korallen und interessanten Steinformationen. Abgewechselt von Gras an den feuchten Stellen, das sich mit der Strömung hin und her bewegt und wie ein weicher Teppich aussieht. Ein magischer Ort. Abends gehen wir alle zusammen einen Cocktail trinken. Es ist nett, den Abend und die Reise hier an Land auf diese Weise ausklingen zu lassen.

 

 

Tagebuch-Notizen von Beate Keydel über ihre Karibik-Reise         
mit dem Segelschulschiff ‚Eye of the Wind‘ im Januar / Februar 2013.

andere weltweite Berichte

Kuba, Golfo Ana Maria und Golfo Barbados
Informationen für Törns in der Karibik. Familientörn auf einem Katamaran
Törn Südafrika für RYA Lizenz
Törn und Segeln in Südafrika zur Erlangung von Lizenzen nach RYA
Karibiktörn Windward Islands
Informationen für Törns in der Karibik. Hier schematischer Törnbericht auf einem Kat
Karibik
Segeltörn mit der "Eye of the Wind" durch die Karibik. Ein Tagebuchbericht von Beate Keydel über ihre Karibik-Reise mit dem Segelschulschiff.