Segelberichte, Törnerzählungen, www.segel-berichte.de

Fortsetzung Schiffsübernahme und Überführung von Kroatien nach Rügen

Nach Brindisi

Am nächsten Tag machten wir uns dann um 18 Uhr auf den Weg nach Brindisi. Es war aber keine Freude, der Wind hatte stark nachgelassen, jedoch die Welle stand noch gewaltig. Nach einigen Kreuzversuchen ließen wir den Motor mitlaufen und stampften so gegen Wind und Welle in unsere Richtung. Es waren ja nur schlappe vierzig Meilen, aber wir haben sie voll unter Motor abgespult. Wie üblich waren wir dann mitten in der Nacht um 2-30 Uhr in Brindisi. Ein riesiger Hafen. Zunächst konnte ich nur eine hohe lange Mole in der Dunkelheit ausmachen. Als wir dann den Molenkopf mit seinem mickrigen Leuchtfeuer rundeten standen wir vor einem riesigen schwarzen Loch. An Backbord viele große Frachter, aber dort war für uns kein Platz. An Steuerbord war alles dunkel, also voraus auf die vor uns liegende Stadt die aber alle Lichter überstrahlte. Plötzlich kam von achtern ein Schlepper und überholte uns aber er half uns damit auch weiter in dem er uns den Weg wies. Bald nach dem er an uns vorbei war verschwand er Backbord vor aus im Lichtermeer der Stadt, aber für uns ein wichtiger Hinweis, denn die Karte gab nicht viel an Informationen her. Letzt endlich liefen wir in den Inneren Stadthafen ein. Hier lagen viele Kleinfahrzeuge, Schlepper, Fischer und Jachten. Aber auch der Fährhafen befand sich hier. Auf Anhieb fanden wir einen Liegeplatz. Vor uns einige Ausländische Yachten hinter uns Fischer und dies alles direkt in der City. Nun war es aber schon viel zu spät für genauere Erkundigungen. Ein wenig die Füße vertreten und die Schiffe in Augenschein nehmen, noch ein Bier und dann nichts wie in die Koje. Am nächsten Morgen mussten einige Dinge erledigt werden. Anne und der Bayer kümmerten sich um den Proviant und ich sucht eine Tankstelle. Bei meinem Gang an der Wasserfront entlang fielen mir einige junge Männer auf die von Booten aus oder auch kopfüber von der Pier die Ritzen zwischen den Steinquadern absuchten. Bald war aber klar was das bezweckte, sie fingen Krebse. Nach einigen Fragen war eine Tankstelle gefunden nun musste ich nur noch auf meine Crew warten. Als die zwei dann da waren ging es sofort los, natürlich war der Andrang groß und wir mussten einige Runden drehen ehe wir endlich dran waren. Sprit hatten wir also erst einmal aber Wasser brauchten wir auch noch. Das gab es aber nur gegenüber in einer privaten Marina, also noch einmal ein Manöver. Hier gestaltete sich alles aber etwas kompliziert. Kaum hatten wir eine Leine fest da kam auch schon ein Wachmann gerannt und brüllte uns an das wir hier nicht anlegen dürften usw. Nach einem langen Palaver konnten wir ihm endlich klar machen das wir nur Trinkwasser wollten. Nun aber musste er erst Nachfragen ob das auch erlaubt sei. Gegen eine Bezahlung von zehn Euro durften wir dann endlich Dreihundert Liter Wasser Bunkern. Dies war mit Abstand die unfreundlichste Marina bisher und auch auf der ganzen weiteren Reise. Nun könnten wir ja eigentlich losfahren, aber nun war meinen Leuten noch etwas eingefallen was unbedingt gekauft werden musste und so trollten sie sich, nach dem wir an einem vermeintlich guten Platz direkt an der Plaza verholt hatten, noch einmal in die Stadt. Es war ja nicht weit aber es dauerte und dauerte... Unglücklicherweise lag unser Boot dicht an einem Fähranleger und jeder Fahrer der vielen ankommenden „Wasserbusse“ motzte mich an. Bald hatte ich genug und stelle mich an Land ein paar Meter daneben hin. Ein englisches Ehepaar sprach mich an, sie lagen etwas weiter mit ihrer Oyster und wollten nach Griechenland. Von ihnen bekam auch noch einige Tipps für kommende Häfen, gute und solche die man lieber meiden sollte. Nun ja, im Gedränge der vielen Passanten sah ich endlich meine Leute und ich war froh hier weg zu kommen. Es war gerade 12 Uhr Mittags als wir diesem unfreundlichen Hafen den Rücken kehrten.

Am  Stiefel

Nun am Tage konnte man erst richtig sehen was für einen großer Hafen Brindisi hatte. Eben an Steuerbord lag ein großes Fährterminal von wo aus man nach Griechenland, in die Türkei und noch sonst wohin fahren konnte. Daran schlossen sich große Werften an und außerdem noch ein Marinehafen. Kurz vor der Ausfahrt an der Außenmole lagen dann noch einige richtige Seelenverkäufer, man möchte sich kaum vorstellen dass damit Flüchtlinge hier angekommen sind. Gegen ungünstige Winde mussten wir uns nun den letzten Rest bis zum Hacken des italienischen Stiefels erkämpfen. Bis auf die Höhe von Ortranto lief es noch ganz gut aber dann lies uns auch der ungünstige Wind in stich, so das uns nichts weiter übrig blieb als den „Zerknalltreibling“ wieder zu bemühen. Bei ca. siebzig Prozent Leistung und sechs bis sieben Knoten ging jedoch recht flott voran und bald hatten wir die letzte Ecke vor uns. Plötzlich gab es einen furchtbaren Knall und anschließend ein lautes Rumpeln achtern unter dem Schiff und im Schiff! Sofort die Maschine aus! Alle waren wie erstarrt. Was war das? Ja, was war passiert, ich weiß es bis heute noch nicht. Entweder hatte sich etwas Plastik in die Schraube gedreht oder ein Lager war ausgelaufen. Nach etwa einer Stunde löste sich der Schock. Nun blieb uns wohl nichts weiter Übrig als nur noch zu segeln. Haben es dann auch den ganzen Tag tapfer versucht, doch ohne Wind geht da nicht viel los.

Am nächsten Morgen, den 9. März, hatte ich Schnauze voll und ließ den Motor an. Kein Problem! Erst beim einkuppeln hörte man ein Geräusch, das aber bei ein paar mehr Umdrehungen wieder verschwand. Inzwischen waren wir auch recht nah an den südlichsten Punkt Italiens heran getrieben, so dass ich mich entschloss vorsichtig unter Motor weiter zu fahren. Nach und nach beruhigten wir uns alle und es ging entspannter weiter. In strömenden Regen und ohne einen Hauch Wind brauchten wir etwa dreißig Stunden um den Süden Italiens zu umrunden. Unsere Overalls waren nicht wasserdicht wie sich nun heraus stellte. Gischt und Spritzwasser machten ihnen nichts aus, aber dieser Dauerregen gab ihnen und uns den Rest. Zum Trocknen legten wir sie in den Maschinenraum direkt auf den Motor diese Idee war gut, so war man wenigstens die erste halbe Stunde der Wache trocken. Über das Cockpit hatten wir das Sonnensegel gespannt dadurch bekamen wir nicht die volle Ladung ab, aber schlimm war es dennoch.

 

Eine Seite zurück

Fortsetzung...