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Rund Fünen

Brücke über den Großen Belt
Brücke über den Großen Belt

Rund Fünen - der große Belt

Der nächste Morgen brach wieder mit leichtem Nebel an, aber der Wetterbericht versprach Besserung. Erstes Zwischenziel sollte die Unterquerung der großen Belt Brücke sein. Laut Seekarte sollte man sich dafür bei „Great Belt Traffic“ auf Kanal 11 anmelden. Unsere gute Erziehung reichte dann für 3 Versuche die unbeantwortet blieben. Irgendwie schlich sich das Gefühl ein, dass entweder die Funke defekt oder aber die Dänen nicht sehr kommunikativ seien.

Wir erreichten das gigantische Bauwerk über den Belt und konnten ab dem Einlaufen ins Verkehrstrennungsgebiet auf einem schönen Hart am Wind Kurs weiter laufen. So machte es Spaß. Mit Krängung und viel Fahrt unter Segeln durch die Brücke hindurch.

Der Wind frischte immer mehr auf und erreichte schließlich ca. 6 Beaufort, in Böen vielleicht 8. Unser Ziel war der kleine Fischereihafen Lundeborg. Vor dem Hafen die nächste Überraschung. Die Rollfock ließ sich nicht komplett einrollen, es blieb eine kleine Sturmfock übrig. Wir liefen in den Hafen ein versuchten im neu gebauten Yachthafen einen Liegeplatz zu finden. In den breiten Buchten lagen dann auch riesige 28 Fuß Yachten und wir kamen in den für uns übrig gelassenen schmalen „Parkstreifen“ natürlich nicht rein. Dafür hatten die Besatzungen der kleinen Boote viel Spaß uns zu beobachten. Wir waren das Hafenkino: Eine trächtige Seekuh, die versucht in einem kleines Mauseloch zu kriechen. Zum Glück rief eine nette junge Dänin uns auf Englisch vom Ufer zu, dass im Fischereihafen noch Platz für uns sei. Dank unserer ungewollten Sturmfock und dem Seitenwind gestaltete sich dann das Manövrieren als kleine Herausforderung. Aber zum Schluss lagen wir dann doch gemütlich im Hafen. Wie sich raus stellte lag neben uns das Boot der netten Dänin und Ihres Gatten. Die beiden hatten sich ein neues gekauft (eine Hanse in Deutschland) und brachten nun das alte zur Inzahlunggabe irgendwo hin. Wir quatschten recht lange miteinander und bekamen ein paar recht nützliche Tipps. So erfuhren wir z.B., dass wir unseren Plan in Svenborg einzulaufen besser ändern sollten. Es sei denn wir würden auf völlig herunter gekommene und dreckige Marinas stehen. Es wäre wohl eine Sanierung in Gange, aber die Fertigstellung war wohl für in 2 Monaten geplant. Die beiden gaben uns den Tipp lieber auf Langeland in Bagenkop stoppen. Da Einheimische in solchen Dingen sicherlich deutlich besser bewandert sind, als unserer Törnführer, änderten wir unsere Reisepläne entsprechend. Aber wir erfuhren noch weitere Dinge, so z.B. dass wir mit unserer Seekuh im Sommer sicherlich sehr viele Ankernächte hätten verbringen müssen, da man in der Hochsaison in Dänemark spätestens zwischen 10 und 12 Uhr in einen Hafen einlaufen muss, um einen Liegeplatz zu finden… für ein normales schlankes Boot. Wenn man als Däne auf die Idee kommt eine eigene Yacht zu kaufen, empfiehlt es sich wohl, vor dem Bootskauf den Liegeplatz zu organisieren, weil man es sich sonst in den Vorgarten stellen muss.

Vom Wetter her wurde der Wind immer stärker, Beaufort 9. Der DWD sagte im Internet nichts davon, auch für den nächsten Tag war nur die Rede von 3. Die Nacht fiel und wir fielen in die Kojen, während der Sturm draußen lärmte.

Am nächsten Morgen herrschte Ruhe. Zu viel Ruhe…. Wieder kein Wind! Da wir ja inzwischen ärgerlich viel unter Motor unterwegs gewesen waren, machte uns die Anzeige der Tankuhr ein Wenig misstrauisch. Angeblich hatten wir noch 100% im Tank. Also beschlossen wir, mal zu schauen, ob wir nicht auf über 100% kommen konnten. Wir bunkerten für 50 € Diesel nach, ohne dass der Tank voll wurde. Die Anzeige beeindruckte diese Aktion kein bisschen… sie sagte nach wie vor 100%. Naja, wenigstens sorgt so eine Anzeige immer für das beruhigende Gefühl, man hätte genug Sprit im Tank.

Nach dem Tanken legten wir ab, überquerten den Lundeborg Belt in Richtung Lohals und umrundeten die Nordspitze von Langeland. Langsam kam auch wieder ein Hauch von Luftbewegung auf und wir konnten endlich mal wieder die Segel setzen (das Problem mit der Sturmfock hatten wir bereits beseitigt). Wir fuhren gemütlich zwischen Weg T und Langeland abwärts und genossen die schöne Landschaft an Steuerbord und die dicken Pötte an Backbord. An der Südspitze von Langeland schlief dann der Wind wieder ein und wir durften wieder unter Motor weiter bis Bagenkop dieseln. Ausnahmsweise fanden wir dort direkt einen Liegplatz und wir konnten zu unserer Freude feststellen, dass uns das dänische Ehepaar wirklich nicht zu viel versprochen hatte. Die Marina war mit Abstand die beste auf dem gesamten Törn! Auf der dort vorhandenen Aussichtsplattform genossen wir einen malerischen Sonnenuntergang, der die Speicherkarten unserer Digital-Kameras schnell füllte. Und als Zugabe bekamen wir dann auch noch großes Hafenkino geboten, als neben uns eine 36 Fuß Yacht mit 7 Leuten drauf, 30 Minuten lang ein Rückwärts-Einpark-Manöver zelebrierte.

Tja, der letzte Abend in Dänemark war damit angebrochen und um am letzten Tag noch etwas von Flensburg mitnehmen zu können beschlossen wir eine Nachtfahrt einzulegen, oder zumindest recht früh die Leinen los zu schmeißen.

 

Fortsetzung: Rund Fünen

Marina Lundeborg
Marina Lundeborg
Marina Bagenkop
Marina Bagenkop


Die Seenotretter: DGzRS