Segelberichte, Törnerzählungen, www.segel-berichte.de

Kuba, Golfo Ana Maria und Golfo Barbados

Törn Route

Reise:

Unsere geplante Reiseroute umfasste zunächst die Sandstrände um Cayo Largo herum und zum Ende hin die Weltkulturerbestadt Trinidad. Wir sind eine vierköpfige Familie mit zwei Töchtern 14 und 16.

 

In der vorhergehenden Woche waren beim National Hurricane Center Florida zwei Tiefdruckgebiet aus Westafrika kommend sichtbar, von dem eines mit 40% Hurrikan-Wahrscheinlichkeit Kuba erreichen sollte. Man rechnete mit diesem Zyklon als Tropensturm für  Mittwoch/Donnerstag. Wir mussten deshalb zuerst nach Casilda/Trinidad gehen, da der Hafen dort sturmsicher ist. Wir laufen also Montag um 9.00 aus, fahren fast ausschließlich unter Motor 50sm Südost gegenan. Aufgrund von 20kn Gegenwind am Abend verzichten wir auf eine erste Ankernacht in Cayo Blanco de Casilda und gehen direkt nach Casilda-Hafen.

 

Die Einfahrt nach Casildo ist tricky, man folgt im Flachwassergebiet den Ansteuerungstonnen und Fahrwasser bis in einen Naturhafen, der guten Schutz verspricht. Unmittelbar zur Hafeneinfahrt hin sind eine rote und eine grüne Tonne in Peilung zu bringen, die grüne Tonne besteht aber nur noch aus ein Stumpen von 30cm über der Wasseroberfläche und ist vor den Mangroven nicht mehr zu sehen. Durch die fehlende Peilung befinden wir uns plötzlich auf einer Wassertiefe von 1,20m neben dem Fahrwasser. In dem Naturhafen sind dann ungefähr 20-30 Liegeplätze an zwei Schwimmstegen vorhanden, die alle belegt sind.

 

In der zweiten Hälfte des Hafens hinter Mangroven ragt ein Mast empor, der einen ruhigen Ankerplatz verspricht. Wir finden dort allerdings einen gesunkenen Katamaran am Ufer in Lee. Offenbar hat der Anker nicht gehalten... Bei 4-6 Bft versuchen wir nun im vorderen Bereich bei den Schwimmstegen drei Ankermanöver. Einmal kommt der Anker mit einer Klumpen Schlick wieder hoch, einmal slipt der Anker beim Ausbringen des Hahnepotts und wir treiben fast auf einen Dauerlieger an einer Boje. Beim vierten Versuch bemerken wir den Wachmann der Marina am Steg, der uns in eine nicht einsehbare freie Box einweist. Mit starkem Seitenwind zirkeln wir in die Ecke hinein, werden vom Seitenwind auf das benachbarte Schiff getrieben und schaffen es dann mit Hilfe des Wachmanns dann sicher in die Box.

 

Die ca. 30 Schiffen im Hafen sind unbewohnte Dauerlieger, einige davon sind verwahrlost. Wir haben Strom und Wasser am Steg, können auf dem Steg duschen und haben völlige Ruhe. Die Sanitäranlagen sind gar nicht nutzbar. Egal, wir sind froh für diese windige Nacht und für den erwarteten Tropensturm den einzigen sicheren Liegeplatz in Casilda erwischt zu haben und werden diesen die nächsten zwei Nächte keinesfalls verlassen.

 

Der Zyklon von Westafrika geht dann schon am Dienstagabend durch: zunächst rollt eine furchterregende Wolkenwalze von SO an, dann pfeift es 5 min lang ordentlich in den Wanten, dann 5 min kräftiger Tropenschauer, dann ist es vorbei.

 

Am Mittwochmorgen checke ich vorab in der Marina aus. CUC 70,- für zwei Nächte mit Strom und Wasser. Wir nehmen ein Taxi und fahren nach Trinidad. Trinidad ist eine der ältesten Städte auf Kuba und seit 1989 Weltkulturerbe. Die alten Straßen mit den Oldtimern sind typisch Kuba. Nach 2 Stunden fahren wir zurück zum Hafen und legen ab. Die Guarda Fronteras kommt auf Anruf des Marinabüros zum Ausklarieren in den Hafen.

 

Wir fahren mit Motor 2-3 Stunden durch den Golfo Ana Maria auf 3-6m Wassertiefe nach Cayo Blanco de Casilda hinunter und ankern in Lee des Inselriffs auf 3,5m. Klares, warmes Wasser, Seegras und Sand, keine Fische beim Schnorcheln. Der Danforth-Anker hängt nur mit einer Flunke im harten Sand. Beim Einfahren mit 2000 U/min wird er durchgezogen. Da das Wetter abends ruhig wird verzichten wir auf weitere Manöver und bringen sämtliche Kette aus, die wir haben.

 

Nachts ziehen dann vier Gewitterfronten hintereinander durch. Der Wind dreht auf SO mit bis zu 20kn, Seegang in Lee des Riffes über 0,5m. Morgens um 5 Uhr kommt dann das 5. Gewitter durch. Ich halte Ankerwache, die Nacht wird sehr kurz.

 

Am Donnerstag geht es dann rüber in den Golfo Batabanò nach Cayo Guano del Este, 65sm. Die Alternative wäre zurück nach Cienfuegos 50sm und dann nochmals 50sm nach Cayo Guano del Este runter. Wir beißen also in den sauren Apfel und legen um 6.45 Uhr mit Tagesanbruch ab. Das Boot läuft den Tag über gut bei 3-4 Windstärken raumschots mit 5-7kn. Ab Nachmittag um die Banco de Jagua herum sind dann nur 4-5kn drin, weshalb ich den Motor mit laufen lasse um den Ankerplatz noch sicher bei Tageslicht zu erreichen. Gegen Abend fahren wir dann mit Motor und Segel 7-8kn und lassen um 19.00 den Anker hinter dem Leuchtturm fallen. Der Anker wieder mit einer Flunke im Seegras, sämtliche Kette raus, die See fast windstill bei SO. Nachts um 1.00 Uhr dann wieder 15-18kn Wind aus NO, also wieder zwei Stunden Ankerwache bei 0,5m Seegang hinter der Insel.

 

Freitag fahren wir wieder 34sm, also 6-7 Std., nach Cayo Largo, am Außenriff entlang. Die Passage innen im Flachwasser mit 3-4m wäre kürze, ist mir aber zu gefährlich. Die Einfahrt nach Cayo Largo del Sur ist gut betonnt. Die Marina verfügt über drei Stege: einer für die örtlichen Ausflugsboote, einer mit Strom und Wasser für Yachten und ein Reservesteg ohne Wasser und Strom. Wir bleiben zwei Nächte, zusammen 64,- CUC. Nach dem 7 Stunden-Schlag haben wir mächtig Hunger. In der Bar an der Marina gibt es Hähnchen mit Reis für EUR 2,50,-, sehr lecker. Am Tag darauf essen wir im Marinahotel am Buffet für EUR 20,-. Im Marina-Lebensmittelladen bestellen wir Brot und Fleisch für den nächsten Tag. Das Rindfleisch kommt nicht an, dafür ist dann Hähnchen da. Souvenirshops gibt es fünf, einen Tabak-Shop mit hochwertigen Zigarren und Rum sowie den ersten Laden mit Keksen und Pringles, den wir in Kuba finden. Es gibt auch ein Postamt, einen Friseur und eine Tauchbasis.

 

Meine Tochter und ich fahren am Samstag auf einem Tauchboot mit und machen zwei Tauchgänge im so genannten Aquarium. Die Tauchtiefe beträgt dort max. 15m in einer wunderschönen Unterwasserlandschaft. Dort ist von Ammenhaien, einzelnen Rotfeuerfischen, einer Muräne und einzelnen Baracudas bis hin zu Doktor-, Papageienfischen und massenhaften Lippfischen alles da was Kubas Unterwasserwelt zu bieten hat. Nachmittags fahren wir dann mit unserem Schlauchboot 1-2sm raus auf den weißen Sandstrand neben der Einfahrt. Leider spinnt dann der Außenborder, was uns für die restlichen Tage dann einschränkt. Auf der Insel könnte man noch eine Delphinshow und Leguane anschauen, was wir dann aber nicht wahrnehmen.

 

Am Sonntag weiter 24sm nach Cayo Rosario. An der Einfahrt in den Kanal ist im Küstenhandbuch an der zweiten Tonne ein Traum-Schnorchelriff ausgewiesen. Wir ankern also direkt hinter der Einfahrtstonne und meine Töchter gehen mit Schnorchel und Flossen raus. Wir haben die Entfernung unterschätzt und die beiden schnorcheln 10min bis sie zum Riff kommen. Daraufhin wird mir unwohl und ich starte den zickenden Außenborder am Beiboot und hole die beiden nach weiteren 10min ab. Die beiden Schnorchler haben wenig Verständnis für meine Aktion, haben Sie doch mehrere Rochen mit über 1,50 Spannweite auf dem Sandboden entdeckt und Fischschwärme um das Riff herum. Mir ist aber dann doch wohler beide wieder an Bord zu haben und die Strecke mit dem Außenborder geschafft zu haben.

 

Wir legen dann für die Nacht um und gehen in Lee von Rosario vor Anker gegenüber der Naturschutzstation von Cayo Cantiles. Ich schnorchle gerade auf 2m Wassertiefe ums Boot herum als ein Fischerboot auf uns zuhält. Es sind zwei Mann von der Naturschutzstation gegenüber, die uns Langusten anbieten. Wir ziehen einen Fisch vor, der von den beiden fachgerecht für uns filetiert wird. Am Abend bekommen wir dann noch Besuch von drei kleineren Delphinen, die 50m vom Boot entfernt aus dem Wasser springen und dort im flachen Wasser offenbar eine Jagd veranstalten. Sie halten sich noch 10min ums Boot herum auf bevor sie aufs Meer hinaus verschwinden.

 

Montagvormittag legen wir dann um zur Naturschutzstation von Cayo Cantiles. Der Plan ist, dass meine drei Frauen sich auf die Insel begeben um Leguane und Baumratten zu sehen. Wir liegen hier praktisch auf Legerwall, ich selbst werde das Schiff deshalb nicht verlassen. Hinderlich ist nun der Außenborder, der nur mit gezogenem Choke läuft und für meine Frau und Töchter nicht zu bedienen ist. Außerdem wollen sich meine Frauen nicht unbedingt den vier einsamen Companeros auf der Insel anvertrauen. Wir nehmen deshalb den Anker wieder auf, machen nochmals einen Stopp beim Riff an der Einfahrtstonne zum Schnorcheln und fahren nachmittags nach Cayo Largos del Sur zurück.

 

Dienstag hängen wir in Cayo Largo ab und unternehmen nichts. Mittwoch früh 7.30 Uhr ist dann die Tankstelle für die Ausflugsboote geöffnet. Wir sind die letzten und danach ist die Tankstelle geschlossen. Wir klarieren wir aus, holen das wiederum bestellte Brot im Laden ab, frühstücken und nehmen dann Kurs auf Cayo Sal. Wir fahren unter Motor bei ca. 15kn Wind gegenan. Nach 6 Std erreichen wir Cayo Sal und gehen dicht unter der Westküste, in Sichtweite eines Katamaran-Wracks am Strand, vor Anker. Bei 3-4 Bft SO-Wind liegen wir dort relativ ruhig. Im Norden grummelt es in den Wolken, ein Gewitter, das im Norden vorbei zieht - denkste: es bildet sich ein Wokenwalze aus, die von Norden schnell über uns drüber zieht. Wir bringen an Deck alles in Sicherheit.

 

15 min später hat der Kat bei Nordwind dann den Anker in Richtung Süden überlaufen, ich stehe mit gestarteten Motoren in der Badehose im Cockpit und peile seitlich über die Rehlingsstütze eine Felsspalte am Ufer an um im Falle eines treibenden Ankers sofort reagieren zu können. Ein tropischer Regenschauer jagt waagerecht unter der Cockpitpersenning durch, die lang gezogenen Wellentäler sind wie glatt gebügelt und mit weißem Schaum bedeckt. Wir haben locker 8-10 Bft Windstärke und liegen auf Legerwall 200m in Richtung des südlichen Küstenbogens. Ich weiß nicht warum der Anker noch hält, aber solange er hält bleiben wir.

Nach Schulbuch dreht der Wind dann nach weiteren 15min linksrum auf NW und ich habe meine angepeilte Felsspalte 50m im Heck. Da der Wind gleichzeitig etwas zurückgeht beschließe ich den Ankerplatz zu verlassen. Um uns herum regnet es eine Wasserwand, meine Frau sitzt wie unter der Dusche im Ankerkasten und holt den Anker auf. Ich gebe Motorunterstützung gegenan bis der Hahnepott ausgehängt ist. Dann beginnt der Kat unkontrolliert zu schwojen und es wird zu gefährlich für das weitere Ankermanöver. Ich drehe den Kat mit den Motoren um den Anker herum und ziehe diesen mit voller Motorkraft rückwärts gegen den Wind von der Küste weg, während meine Frau gleichzeitig die Kette einholt. Das Schiff-GPS hat keinen Empfang mehr und wir fahren nach Gedächtnis und mit Hilfe des Hand-GPS Kurs 0 Grad aus dem Bereich der Untiefen in das Flachwasser hinaus. Als der Regen nach einer Viertelstunde aufhört und der Wind deutlich nachlässt ist die Insel in der Dämmerung gerade noch zu erkennen. Wir fahren exakt auf Gegenkurs zurück und gehen diesmal in sicherer Entfernung wieder vor Anker.

 

Ab Mitternacht ziehen dann weitere vier bis fünf Gewitter vorbei. Es blitzt im Norden und im Süden bis in die Morgenstunden bei 15-20kn Wind von NO auf O drehend. Der Schlaf beschränkt sich wieder mal auf 2-3 Stunden bei Seegang von über 0,5m. Um 7.00 Uhr morgens haben wir genug und wir gehen mit dem ersten Tageslicht bei 12-15kn Wind Anker auf, verzichten auf die geplante weitere Übernachtung unter den gleichen Bedingungen auf Cayo Guano del Este und fahren direkt bis Cienfuegos durch. Es geht wieder den ganzen Tag mit Motor gegenan und wir müssen uns beeilen, um dann gegen 18.30 Uhr sicher bei Tageslicht festmachen zu können.

 

Abends ziehen über der Südküste wieder Gewitter auf, die uns jetzt im Hafen aber unberührt lassen. Wir haben jetzt wenigstens noch einen ruhigen Urlaubstag und eine entspannte Nacht in der Marina Cienfugeos. Wir schlafen aus, tanken, machen noch einen Stadtrundgang und bringen abends das Schiff in Ordnung. Mittags rum zieht in der Bucht wieder für eine halbe Stunde ein kräftiger SO-Sturm auf, den wir jetzt nicht mehr auf See abwettern müssen.

 

Am Samstag Abfahrt um 10.00 Uhr mit dem Transfer-Taxi. Der Flug geht erst um 17.30 Uhr ab Havanna. Mit ein paar Umwegen sind wir gerade mal mit einer halben Stunde Reserve vor Öffnung des Checkin-Schalters am Flughafen.

 

Resümee:

Kuba Südküste bietet neben den weißen Sandstränden im Golfo Batabanò einerseits und mit den Städten Cienfuegos und Trinidad anderseits interessante Abwechslungen. Die Tagesetappen sind durch die möglichen Anker- und Liegeplätze vorgegeben. Die einzelnen Strecken sind teilweise weit und die Ankerplätze bei den nächtlichen Gewittern unruhig. Ein gemütlicher Familientörn war es nicht.

Autor: Christian Hummel

Andere weltweite Törns

Kuba, Golfo Ana Maria und Golfo Barbados
Informationen für Törns in der Karibik. Familientörn auf einem Katamaran
Törn Südafrika für RYA Lizenz
Törn und Segeln in Südafrika zur Erlangung von Lizenzen nach RYA
Karibiktörn Windward Islands
Informationen für Törns in der Karibik. Hier schematischer Törnbericht auf einem Kat
Karibik
Segeltörn mit der "Eye of the Wind" durch die Karibik. Ein Tagebuchbericht von Beate Keydel über ihre Karibik-Reise mit dem Segelschulschiff.