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Herbsttörn: Harlesiel nach Groningen

Dennis - Segellehrer im Wattenmeer

Wir hatten schon auf unserem Segeltörn im Frühjahr drüber gesprochen und dann geriet es doch wieder irgendwie in Vergessenheit: Dennis, bei dem ich vor Jahren meine Segelscheine und den Sportbootschein gemacht hatte, bot mir an, mich auf seinem privaten Urlaubstörn zu begleiten. Quasi als Dank dafür, dass ich mich um die Internetseite seiner Segelschule www.harlesail.de kümmere.

Und dann kam im Oktober sein Anruf mit der Frage, was ich denn Anfang November vorhätte; und falls ich nichts geplant hätte, ob ich dann nicht Lust auf einen Herbsttörn haben würde. Nach kurzer Urlaubsabklärung in der Firma konnte ich zusagen und mich auf einen Nordseetörn freuen. Die genaue Planung stand noch nicht fest, lediglich, dass ich bei ihm in Harlesiel einsteigen sollte und eine Woche später in Groningen sein würde. Eine der größten Herausforderungen war die An- und Abreise-Logistik aber dank Dennis' guter Kontakte fand er eine Freundin, die „zufällig“ nach Groningen zum Shoppen fahren wollte und mich so wieder zurück zu meinem Auto in Harlesiel bringen würde.

Am 02. November ging es dann los. Um 4:00 Uhr rappelte der Wecker, es hieß Aufstehen und das eingekaufte Proviant sowie die Klamotten ins Auto schmeißen. Noch schnell einen Kaffee und ab ging es auf die Autobahn. Zum Glück schaffte ich es vor dem Berufsverkehr auf der A31 zu sein und kam dann doch recht zügig voran. Um 9:15 parkte ich vor Dennis Segelschule und er empfing mich mit laufender Maschine der Heidi. Er hatte für 9:30 das Schleusen von der Harle in den Außenhafen angemeldet, weswegen nun alles recht fix gehen musste. Eh ich mich richtig versah waren wir auch schon in der Schleuse und es ging ab ins Wattenmeer!

Bei leckeren Fischbrötchen die Dennis' Freundin uns noch extra besorgt hatte (Danke Heike!!), konnten wir uns dann erstmal gemütlich machen, während wir am Leitdamm vor Harlesiel hinausliefen. Der Wind war um 5 aus S-SW und ließ uns auf einen schönen Tag hoffen.

Abends auf der Nordsee

Hinter dem Leitdamm bogen wir direkt ab ins Wattenmeer und segelten bei auflaufendem und später ablaufenden Wasser an Wangerooge, Spiekeroog und Langeoog vorbei. Da wir am ersten Tag möglichst weit kommen wollten und das Wattenhoch vor Baltrum definitiv nicht schaffbar war, entschlossen wir uns zwischen Langeoog und Baltrum hinaus auf die Nordsee zu fahren um den Weg vor den Inseln fortzusetzen. Dort kam dann auch direkt mehr Segelfreude auf: Der Wind war stärker, die Wellen größer und die Heidi fühlte sich in Ihrem Element. Da der Wind immer mehr auf West drehte führte uns der Am-Wind-Kurs auf das Verkehrstrennungsgebiet zu, während wir uns immer mehr von Baltrum und Norderney entfernten. Ungefähr auf der Höhe zwischen Norderney und Juist wendeten wir mit der Zielsetzung zwischen Juist und Borkum zurück ins Wattenmeer zu fahren und den Abend bei einem kühlen Bier auf Borkum ausklingen zu lassen. Aber es kam wieder mal wie es kommen musste... Aufgrund einiger widriger Umstände fuhren wir an Borkum vorbei und bogen hinter der Insel in die Emsmündung ein, um den Borkumer Hafen von der anderen Seite anzulaufen. Entsprechend des Etmals war es dann auch schon dunkel und gegen 23:00 Uhr als wir Borkum Wackerballig Backbord querab hatten und in den Borkumer Hafen einbogen.

Im Nebel

Nach dem Festmachen gab es dann einen Martini als Anlegeschluck und anschließend ein warmes Essen. Im Anschluss daran studierten wir den Gezeitenkalender und plotteten den Weg in Richtung Lauwersoog aus, der für den nächsten Tag geplant war. Gegen 1:00 Uhr lagen wir dann in den Kojen und ich merkte das ich alt werde... ein langer Tag. Dafür hieß es dann am nächsten Morgen „ausschlafen“. Um 07:00 Uhr hatten wir bereits abgelegt und fuhren bei diesigem Wetter auf die Ems zu um diese in Richtung Niederländer Watt zu queren. Jenseits der Ems, quasi nach dem Durchfahren der Staatsgrenze, wurde aus dem diesigen Wetter dicker Nebel. Wir fanden gerade noch die Einfahrt in den bentonnten Weg durch das Niederländer Watt. Ab dort wurde die Suppe so dick, dass wir uns nur mit Radar von Tonne zu Tonne hangelten. Während Dennis draußen stand, hielt ich Radar, Echolot und Seekarte im Auge um entsprechende Ruderkommandos zu geben. Spannend wurde es dann als ein riesiges stehendes Radarecho vor uns auftauchte und wir immer näher kamen. Kurz vor unserer Ankunft am ominösen Echo, setzte sich dieses dann in Bewegung und verschwand nach einiger Zeit wieder oben aus dem Radarschirm. Wohl ein Fischer, der noch nicht über das Wattenhoch gekommen war und nach dem Freiwerden den gleichen Weg nahm, wie auch wir. Für uns blieb es aber nur ein grüner Punkt auf dem Radar. Das Wattenhoch überquerten wir bei Wassertiefen von gerade einmal 90 cm mit hochgezogenem Kiel. Zwischen Rottumeroog und Schiermonnikoog wurden die Wassertiefen dann wieder größer und es klarte auf, so dass wir uns anschließend am militärischen Übungsgebiet in Richtung Lauwersoog vorwärts hangeln konnten. Als wir dort einliefen war natürlich gerade Mittagspause an der Schleuse und wir nutzen die Gelegenheit auch einmal festzumachen und den Rest des Tages zu planen. Nach der Zwangspause schleusten wir ins Lauwersmeer um direkt in den Yachthafen von Lauwersoog einzubiegen. Da wir auf dem nächtlichen Weg um Borkum herum und nun auch durchs Niederländer Watt weitgehend motoren mussten, wollten wir direkt den Dieselvorrat wieder auffüllen. Was wir dort auch schnell und günstig erledigt bekamen.

  • Segeln auf dem Lauwersmeer
  • SY Heidi in Zoutkamp

Da unser erster Tag recht lang und die Nacht danach etwas kürzer gewesen waren, beratschlagten wir kurz und entschieden uns dann direkt in Richtung Zoutkamp – unserem nächsten geplanten Hafen – zu bewegen. Für mich war dies dann die erste Erfahrung mit den Kanälen in den Niederlanden. In Zoutkamp angekommen hieß es dann erst einmal heiß duschen und anschließend einen Ausflug in die City zum Pizza-Essen machen. Der Abend klang dann gemütlich bei ein paar Bierchen an Bord aus; natürlich nicht ohne vorher überlegt zu haben, was wir denn am nächsten Tag machen wollten.

 

 

Fortsetzung: Herbsttörn Harlesiel Groningen



Die Seenotretter: DGzRS