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Ein Schluck für Rassmus - Fortsetzung

Dienstag, 19. Juli 2005. Das Ziel heißt Seebrügge. Da der Tagestrip wegen der Tidenverhältnisse erst am Nachmittag beginnt, ist Bettruhe bis um 8 Uhr angesagt, sodass genügend Zeit zum Waschen und Duschen bleibt. 9.30 Uhr ist der Frühstückstisch bereit und reichlich „beladen“. Es fehlt an nichts, sei es Wurst, Schinken, Honig, Marmelade, für Erwin (und auch für die Anderen) steht Müsli mit Banane bereit. Kaffee, Tee und Orangensaft machen die Sache perfekt. Erwin und ich haben uns dann auf die Socken gemacht, um Vlissingen etwas näher zu erkunden. Ein schöner Weg führt uns in die Stadt mit einer schönen ,lebhaften „City“. In einer Apotheke finden wir „Oropax“,--man weiß ja nicht...Gegen 12.30 Uhr melden wir uns an Bord zurück. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind legen wir um 14 Uhr zum ersten Törn ab, fahren durch die Schleuse ins offene Meer.Und dann beginnt eine Fahrt, von der wir noch oft sprechen werden. Angekündigt waren Windstärken 5 – 6 , in Böen 7, es wurden aber bald höhere Geschwindigkeiten gemessen, in Böen bis 8!

Weil das Wetter aber sonnig ist meine ich auf die Gummihose verzichten zu können.... doch dann gibt es den ersten richtigen Brecher über die Reling, nun bin ich nass und brauche keine Gummihose mehr. Die Schräglage des Schiffes ist schon ganz schön, so richtig ruhig sitzen, daran ist nicht zu denken. Der Wind kommt direkt von vorn , so dass man kreuzen muss, dadurch werden aus den normalerweise 17 Seemeilen (ca. 30 km) insgesamt 37(!) Seemeilen. Erwin und Jürgen sind immer fest mit eingespannt, für mich bleibt da nicht viel übrig, ist auch nicht so schlimm. Diese „Seemannsarbeit“ ist wohl doch nichts für mich...

Nach 2 Stunden ,gegen 16 Uhr , Jürgens überraschte Stimme: „Wir haben ein Schlauchboot an der Leine, das bläst sich gerade auf!“ Ein Blick von Alan:“ Oh, shit! Das ist unsere, Rettungsinsel! Die ist über Bord gespült worden! Die müssen wir einfangen!“ Nun versuchen beide mit der Leine den „Ausreißer“ heranzuziehen, vergeblich,- das Seil reißt und die Insel treibt schnell ab. Mit mehreren Wendemanövern wird versucht, an die Insel heranzukommen, einer muss sie immer im Auge behalten, in den hohen Wellen ist sie teilweise nicht auszumachen. Nach mehreren weiteren Versuchen, bei denen Hubert als Steuermann ganze Arbeit leistet, gelingt es das Boot mit einem Enterhaken heranzuziehen. Nun muss es noch an Bord gezogen werden- das gelingt! Mit vereinten Kräften wird es an Deck gehalten und mit mehreren Seilen festgezurrt. Zum Unglück ist es nicht möglich, die Luft herauszulassen, das hätte die Sache sicher vereinfacht. Nach knapp 2 Stunden schließlich können wir die Fahrt Richtung Zeebrügge fortsetzen. Zwischenzeitlich ist auch ein Boot der Küstenwache gekommen und kann von Alan beruhigt werden. Wenn das Boot abgetrieben wäre, hätte man evtl. nach Überlebenden gesucht.

Gegen 20.45 Uhr laufen wir in den Hafen von Zeebrügge ein. Dies ist ein „Tidehafen“, d.h. man kann bei jeder Wasserhöhe einfahren, es muss nur tief genug sein, bei einem Tiefgang unseres Schiffes von 1,90 m ist auch das nicht überall möglich. Der Hafen ist überfüllt, so dass wir als „Päckchen“ an einem anderen Schiff anlegen müssen, über das wir dann an Land können . Zum Abendessen bereitet Alan für uns leckere Spaghetti mit Tomatensoße. Den Abend beschließt eine gemütliche Runde , es wird geklönt, etwas getrunken und um ca. 1 Uhr nachts kehrt auf der „Karma“ Nachtruhe ein. Es macht wohl die gesunde Seeluft: Wir schlafen bis morgens um 8.30 Uhr.

 

 

Fortsetzung "Ein Schluck für Rassmus"



Die Seenotretter: DGzRS