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Ein Schluck für Rassmus

Eine Landratte auf Nordsee-Segeltörn.

„Sei gegrüßt, lieber Rassmus! Bescher’ uns einen schönen Segeltag mit Sonne und gutem Wind! Dazu immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!“ Mit diesem Spruch begann jeder neue Segeltörn , dann wurde ein Schluck Rum ins Wasser geschüttet, der Skipper nahm einen Schluck, anschließend jedes einzelne Crew-Mitglied. Ob es geholfen hat? Nun, manchmal mehr, manchmal auch weniger. 2 Wochen war ich Mitlied der Crew an Bord der Segelyacht „KARMA“, mit der unser Skipper ALAN TYSON-CARTER von Frühjahr 1998 bis Herbst 2002 allein um die Welt gesegelt ist.

Die Crew :Hubert, Jürgen, Erwin und Gerhard. Für mich war es als Einzigem die erste Begegnung mit dem Segeln.

Das Schiff: Die „Karma“ ist ein sturmerprobtes Segelboot von ca. 13 m Länge und 3,45 m Breite. Gebaut aus Stahl mit einem Gewicht von 15,5 t . Da braucht es schon einigen Wind um es in Bewegung zu setzen.

Der Skipper: Alan Tyson-Carter ist Brite , in Deutschland geboren und teilweise auch zur Schule gegangen.Er war 27 Jahre Offizier bei der britischen Armee und anschließend wegen seiner guten Deutschkenntnisse Verbindungsoffizier in Verden und 4 Jahre in Hameln.

Für seine Verdienste um die Segelei wurde er mehrfach mit hohen Auszeichnungen geehrt.

Soweit der Ãœberblick. Aber wie fing das alles an ?

Anfang April ruft Erwin an:“ Sag mal, Gerhard, bist du eigentlich schon mal gesegelt?“

Meine Antwort. „Ja, mit einer „Sunflower“ auf dem Humboldtsee!“Auf seine Frage , ob ich Lust zu einem einwöchigen Segeltörn auf dem Ijselmeer hätte antworte ich spontan mit Begeisterung. Das hätte ich mir schon lange mal gewünscht. Von allen Seiten werden mir von da ab viele gute Ratschläge erteilt...

Da kommt Anfang Juni der Anruf: „Wir haben die Möglichkeit , mit dem Weltumsegler Alan Tyson-Carter 2 Wochen auf der Nordsee zu segeln!“ Natürlich sage ich zu! Es fehlt noch ein weiterer Teilnehmer. Ich rufe Jürgen an, der gerade auf Fehmarn Urlaub macht, der ist auch sofort begeistert. Zweimal treffen wir 4 uns, um die Einzelheiten zu besprechen.

Dann ist es soweit: Das Abenteuer Nordsee kann beginnen!

Montag, 18. Juli treffen wir uns um 7 Uhr in Hameln. (Der Skipper ist schon in Vlissingen und wartet auf uns.) Erwin hat sein Auto zur Verfügung gestellt, um 7.15 Uhr Abfahrt und bald schon das erste Hindernis: Stau im Raum Duisburg, fast 2 Stunden Verzögerung. Danach geht es flott weiter durch Holland, weiter durch Belgien und wieder weiter in Holland. Gegen 15 Uhr erreichen wir den Hafen von Vlissingen, Alan steht schon draußen und winkt uns herein. Es stehen Karren bereit, mit denen wir das Gepäck zum Schiff bringen. 15.30 Uhr sitzen wir zur ersten Kaffeetafel im „Salon“ . Dann muss erst mal unsere Ausrüstung für die nächsten 2 Wochen verstaut werden, soweit das möglich ist. Die „Zimmeraufteilung“ ist fol-gende: Erwin und ich schlafen im Bug, es scheint ziemlich eng, -aber es zeigt sich ,dass wir hervorragend schlafen können. Hubert und Jürgen belegen die Sitzbänke im Salon.

Das Auf- und Absteigen vom Schiff ist problemlos, der Weg zu den Waschräumen ist ca. 300 m über Stege. Vlissingen ist ein „ Dockhafen“, das heißt, im Hafen ist der Wasserstand immer gleich. Einfahrende Schiffe werden über eine Schleuse hoch- bzw. heruntergefahren. Als erste Einführung zeigt Alan uns das Schiff mit all seinen Segeln, Tauen, Fallen, Winschen, Schot, Fock, Genua...,die Begriffe finden noch keinen Halt in meinem Kopf, aber das wird schon noch! Auch die Seetoilette bedarf einer besonderen Erklärung, aber davon später. Obligatorisch ist auch das Anlegen der Rettungsweste auf See, daran eine ca. 1 m lange „Lifeline“ zum Einklinken in Haken bzw. einer festen Halterung entlang des Decks. Dann kommt das, wovon Erwin immer gesprochen hat: Wir sitzen an Deck mit einer Dose Bier und knabbern Kekse...

Gegen 19.30 Uhr gehen wir in das „Hafenrestaurant“ zum Abendessen. Jürgen und ich essen leckere Rippchen, in gemütlicher Runde sitzen wir bis gegen 23 Uhr, ehe die erste Nacht an Bord anbricht. 23.45 Uhr ist es, als die Licht auf der Karma verlöschen.

 

Fortsetzung "Ein Schluck für Rassmus"



Die Seenotretter: DGzRS