Segelberichte, Törnerzählungen, www.segel-berichte.de

Fortsetzung: Überführung der RELIANT

Also, Siracusa, nach 4 Tagen uneeendlichem rum gelaufen also, endlich wieder in See gestochen! Mit funktionierenden Autopiloten und jeder Menge Motivation!! Nächster Stop:

Süd Sardinien! bzw. noch kurz Licata (Süd Sizilien) um Diesel zu Tanken! Sind in den Hafen reingefahren, kommt gleich mal einer mim Dingi (so nen Schlauchboot mit Motor) uns in der Hafeneinfahrt entgegen gefahren und frägt uns ob wir nicht nen Liegeplatz brauchen. Neeein wir wollen nur Tanken, sonst nix!! Auch kein Problem, wir sollen ihm hinterher fahren, er bringt uns zur Tankstelle! Sind ja total sozial die Italiener. Ham ma uns gedacht! Nagut wir also da irgendwo angelegt, total der noble Yacht Club, mit allem Drum und Dran. Nur die Tankstelle hat irgendwie gefehlt.. Macht nix, er holt nen Tanklaster. Aha.. Wir also derweil dort im Cafe erst mal nen Bier getrunken während wir auf den gewartet haben.. Da wir in Siracusa keine Lust hatten nochmal am abreise tag 2 km zu laufen sind wir nicht mehr dazu gekommen nen wetter Bericht einzuholen, deswegen erst mal W-LAN checken.. hmm geht nicht… ist grade kaputt hatt‘s geheißen. Naja egal, Wetter wird schon passen, war ja eh die ganze Zeit schön und um die Jahreszeit liegt die Sturm Wahrscheinlichkeit im Mittelmeer bei untern einem % laut Küstenhandbuch, also was solls. Der Tanklaster kam dann auch.

260 Liter Diesel getankt, für unschlagbar günstige 1,90 der Liter... war uns dann schon klar wie die den Service mit Begleitung und extra Tanklaster bezahlen. Wie auch immer, jetzt geht’s los nach Sardinien! Also gleich wieder abgelegt. Kaum ein paar Stunden unterwegs sogar ein bisschen Rückenwind! Yeaa! Schmetterlingsbesegelung, ist total geil und geht echt nicht oft so zu segeln, da der wind ja genau von hinten kommen muss!


Wir also schön dahin gesegelt, zudem hatten wir Bergfest!! Also erst mal ne Flasche Rum köpfen, Musik aufdrehen und ordentlich feiern.  Soo...dann irgendwann bei meiner wache um 4 Uhr morgens, wir sind gerade mitten in der Straße von Sizilien, mittlerweile hat der Wind gedreht und wir machen schon ganz gut Lage, frischt der wind ein bisschen auf… Nagut, endlich mal Wind dacht ich mir :). dumm nur das es immer mehr aufgefrischt hat,. tja in solchen Fällen wär ein Windmesser natürlich nicht schlecht, unsre war aber ja dummerweise kaputt. Das blöde ist ja meistens nicht nur der wind, sondern das ca. 20min. später auch die Wellen kommen und Mittelmeer ist dann schon was anderes wie die Adria was wellen angeht. Ich also irgendwann mein Dad aufgeweckt "hey ich glaub wir müssen mal nen reff einbinden". Reff bedeutet die Segelfläche zu verkleinern, um den Wind die Angriffsfläche zu nehmen, kaum haben wir das erste reff eingebunden (das ist nachts bei Wind und Wellen schon ein bisschen Action) wird der Wind auch schon stärker und stärker, also gleich mal noch nen reff eingebunden (also noch mehr verkleinert die Fläche). „Ahja wird schon passen so“… na nix da, Wind hat immer mehr zu genommen, beim einreffen des Vorsegels (Genua) ist es uns dann auch gleich mal eingerissen L  Mittlerweile war es definitiv ungemütlich an Bord, so schön das Schiff auch ist, ist es leider auch undicht gewesen, bei jeder welle die über das Vorschiff gekommen ist, ist auch gleich was an allen möglichen stellen ins Innere gelaufen und wir haben alle so mehr oder weniger im nassen gelegen.

Nagut so ging das dann also am nächsten Tag weiter, irgendwann in der nächsten Nacht weckt mich dann mein Dad, ich muss mit raus kommen! Baahhh, das war ein Wetter, mittlerweile hatten wir das Großsegel schon ganz weggenommen und nur noch unter sturm Fock und Motor am Wind gegen an. Da der wind natürlich genau aus der Richtung kam wo wir hin wollten… Tja bei dem Wetter war auch nix mehr mit Autopilot, der hat das nicht mehr gepackt die Yacht auf Kurs zu halten, also doch wieder per Hand steuern. Das ist bei dem Wind, wellen und nem 17 Tonnen schiff auch echt nicht mehr so einfach, da die Wellen von schräg vorne kommen, also jedes Mal wenn eine große Welle kommt mussten wir die an surfen damit sie uns nicht von der Seite trifft. Natürlich der totale spaß, das Ganze auch noch bei Nacht sieht man die 4 Meter welle erst wenn sie schon fast nebeneinem zum Brechen beginnt, zudem auch noch Gewitter und die Gischt die einem die ganze Zeit ins Gesicht spritzt ist... ist schon ein bisschen Abenteuer :P  War echt froh als meine Wache vorbei war. Ich mich also wieder hingelegt und den Wecker auf 4 Uhr für die nächste Wache gestellt; auch wenn schlafen sowieso bei dem Wetter und geschauckel fast unmöglich war. Wie auch immer ich also um 4 Uhr wieder hoch, liegen alle in ihren Koje und Pennen; keiner steht am Steuer... „aha“...dacht ich mir...“wohl kein Bock mehr gehabt oder wie??“ ich schau kurz raus, draußen geht’s halt voll ab, die Wellen brechen ins Cockpit ein. Hmmm naja erst mal die Segel Sachen anziehen, irgendwann wacht mein Dad dann auf: "Wir haben Sturm" ... ach?? da wär ich jetzt nicht von alleine drauf gekommen, hehe ;). Er hat wohl über Funkgerät den Wetterbericht angehört, Sturmwarnung für das gesamte See gebiet, soviel konnten wir von dem italienisch verstehen, leider eben genau aus der Richtung wo wir hin wollen, also haben wir beigedreht (Segel Backstehen lassen und Ruder feststellen) Problem war das unser Motor zu schnell überhitzt, wir hatten also keine Chance mehr gegenanzukommen. Also hieß es den Sturm abzuwettern und zu warten bis es besser wird, normalerweise dauert nen sturm so bis zu 3 Tage... ham wir zumindest vermutet  Aber wer braucht schon nen Wetter Bericht im Mittelmeer bei unter 1 % Sturm Wahrscheinlichkeit…. Naja nach 3. Tag wurde es auch nicht besser und wir mussten uns entscheiden. irgendwann waren wir nämlich genau wieder dort wo wir vor 4 stunden schon mal waren und wenn wir nix machen sind wir in 12 Stunden wieder in Sizilien. also entweder umdrehen und zurück segeln, aber dann müssen wir alles nochmal machen, oder hart am Wind dagegen an kämpfen. Wir haben uns fürs gegen ankämpfen entschieden… bis nach Sardinien waren es noch 90sm also ca. 18 Stunden, hat dann auch ganz gut geklappt! Haben es aber nicht an die Südspitze geschafft sondern mussten die Ost Küste von Sardinien anlaufen (Arbatax). Irgendwann also endlich dort angekommen, alle total kaputt, seit 5 Tagen unterwegs, davon 3 Tage gar nicht geschlafen, das Schiff sah aus, Segel kaputt, alles nass.

 

 

 

Fortsetzung



Die Seenotretter: DGzRS