Fortsetzung
Wir kamen am Wattenhoch vor Borkum an und ich erlaubte mir den Scherz: „Guckt mal, da geht unserer Prickenweg nach Borkum“ und deutete dabei auf den Birkenstamm, der mitten auf einer Sandbank stand, welche mindestens schon einen Meter aus dem Wasser ragte. Bis wir dann feststellten: Das war wirklich unser Prickenweg! Also wurden noch einmal die Seekarten studiert und wir stellten fest, dass bei Hochwasser laut Seekarte immerhin 50 cm Wassertiefe uns nach Borkum führen sollten. Da die Tiefenangaben nach LAT aufgeführt waren, wussten wir, dass wir wohl doch noch weitere 50 cm erwarten konnten. Aber 1 m Wassertiefe bei 1 Meter Tiefgang klang dann nicht so verlockend. Da wir also im Moment nicht viel machen konnten, suchten wir uns eine gemütlich Stelle und warfen Anker. Unser Kriegsrat kam zu dem Schluss, dass wir wohl nur bei exakt Hochwasser (plus/minus eine Stunde) die Möglichkeit hätten, das Wattenhoch zu überqueren, und damit einen sehr engen Zeitrahmen hätten. Also beschlossen wir, das Einsetzen der Flut abzuwarten und nach Juist zurück zu laufen. Wir errechneten, wann wir frühestens das Fahrwasser nach Juist passieren konnten und warteten ab. Die Gelegenheit um uns zwei Konservendosen in den Topf und anschließend in den Kopf zu hauen.
Der Aufbruchzeitpunkt kam und wir lichteten unseren Anker. Kurs zurück auf Juist. Unsere Ankunft am Fahrwasser war offensichtlich gut berechnet, denn auch die Fähren aus Juist brachen gerade auf, als wir ins Fahrwasser einliefen. Der Prickenweg schlängelte sich langsam auf den Hafen zu und wir passierten die Passagierfähren im Prickenweg.
Dennis hatte uns schon vorher von der etwas „ungewöhnlichen“ Einfahrt zum Yachthafen von Juist erzählt und dass er im letzten Winter bei Starkwind doch erhebliche Schwierigkeiten hatte, die Einfahrt im Dunkeln zu finden, zu treffen und durchzupassen. Nun konnten wir sehen warum: Die Einfahrt besteht aus einer Lücke in den Spuntwänden an der Steuerbordseite des Hafens. Keinerlei farbliche Markierungen oder gar Lichter. Und bei starker Strömung war sie auch nicht sonderlich breit. Hier wäre noch ein deutliches Optimierungspotenzial. Und direkt hinter der Einfahrt war der Hafen verschlickt. Wir schoben die 10 Tonnen durch den Schlamm zu einer Box und machten fest. Nun konnten wir beobachten, wie fast alle der größeren Segelyachten, die im Aufbruch waren, kurz vor der Hafenein-/ausfahrt um Schlick festkamen und nur durch Abwarten oder Quälen der Maschine durch den Schlamm hindurch rutschten. Ein Hafenkino der besonderen Art.
Für uns war nun aber erst einmal Landgang angesagt. Raus aus dem Ölzeug und ab in normale Zivilkluft. Während des Landganges erkundigten wir uns nach einem geeigneten Lokal für unser Abendessen welches wir dann auch später aufsuchten. Dort genossen wir dann sehr leckere Fischspezialitäten. Der Tipp war goldrichtig gewesen!