Während ich am Bug die Vorleinen klar machte blieb das Boot auf einmal stehen. Dann heulte die Maschine auf und nichts passierte. Ein Blick nach vorne zur nächsten roten Tonne und einer zurück zur letzten verriet den Grund… Grund! Wir waren auf Legerwall gedrückt und aus dem Fahrwasser heraus gekommen. Und da hingen wir nun – 200 m vor dem Hafen auf Grund! Da hatten wir draußen die tobende Ostsee überstanden und nun ganz kurz vor dem Ende liefen wir auf Grund. Ich muss zugeben, dass hatte schon eine gewisse Situationskomik. Zum Glück steckten wir nur im Schlick, ein paar Meter weiter in Richtung Hafen, wäre es ein Steinwall im Wasser gewesen.
Wir versuchten aus eigener Kraft wieder ins Fahrwasser zu kommen. Mussten aber nach 10 Minuten feststellen, dass da wohl kaum eine Chance bestand. Weder Gewichtsverlagerungen noch sonst etwas brachte Erfolg.
Ein Blick zum Hafen zeigte uns, dass wir offensichtlich entdeckt worden waren: Das DGzRS Rettungsboot der 8,5 m Klasse namens „DORNBUSCH“ wurde gerade bemannt und lief dann mit Kurs auf uns aus. Wenige Minuten später übergab man uns die Schleppleine und zog uns aus dem Schlick.
Wir liefen dann aus eigener Kraft in den Hafen ein und machten fest.
Sofort gingen wir zur Besatzung der Dornbusch und bedankten uns bei unseren Rettern. Einer der freiwilligen Rettungsmänner war der Hafenmeister, mit dem ich paar Tage vorher noch wegen des Tankens telefoniert hatte. Er begrüßte mich auch direkt mit den Worten: „Wolltet Ihr nicht erst morgen kommen?“.
Bei einen schönen kühlen Kölsch (Bier aus der Region um Köln) saßen wir dann kurz darauf mit den drei Rettungsmännern auf der Bavaria und quatschten über alles Mögliche. Dabei erfuhren wir dann auch, dass wir nachts auf der Ostsee wohl Böen der Stärke 11 erlebt hatten. Wie gut, dass wir das nicht gewusst haben, sonst hätten wir wohl ganz schön Angst bekommen.
Nach einer dreiviertel Dose Ravioli (pro Nase!) ging es dann erst einmal in die Koje!
Ob uns der Vercharterer nach dieser Aktion noch einmal eine Yacht zur Überführung anbietet… mal sehen.
Erkenntnis
Insgesamt kann ich nur resümieren, dass es ein unvergessliches Erlebnis war. Die körperliche Anstrengung wegen des Schlafmangels (4 Stunden Schlaf innerhalb von 54 Stunden) war allerdings grenzwertig. Hätten wir vorher gewusst was auf uns zukommt und wir wären trotzdem gestartet, so müsste man das sicherlich als leichtsinnig einstufen.
Dank
Mein persönlicher Dank gilt der Besatzung des Rettungsbootes Dornbusch aus Breege. Der Hafenmeister hat gesehen, wie es uns erging und sofort seine beiden Kollegen informiert und uns mit einem vorbildlichen Schleppmanöver befreit. Herzlichen Dank! Es ist schön zu wissen, dass es Euch von der DGzRS gibt!
Bericht von Thomas Stasch
Anmerkung: Alle Namen geändert, Namensgleichen sind rein zufällig
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