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Fortsetzung Sommertörn 2009

Auslaufen Klintholm bei Dühnung

Um kurz nach 13:00 Uhr liefen wir dann in den noch recht leeren Hafen Klintholm ein, machten fest und besuchten den neuen Hafenmeister. Dort traf uns dann der Schlag: Für eine 37 Fuß Yacht, 25 € pro Tag, ein Preis der sich in den Sanitären Anlagen nicht wirklich widerspiegelte, zumal man auch dort noch zur Kasse gebeten wurde.

Wir gaben unseren Warnemünder Nachbarn per SMS kurz Bescheid und machten es uns, mit ein paar Frikadellen und Salat, gemütlich.

Der Hafen füllte sich immer mehr und die ersten Päckchen wurden geschnürt, dann kam auch die LEA eingelaufen und sucht erstmal vergeblich nach einer passenden Box (bei 46 Fuß eine Herausforderung). Schließlich durfte sie an der Mole beim Hafenmeister anlegen und wir gingen bei der Crew ein „echtes Bier“ genießen.

Für Montag sagten uns die Wetter SMS von Windfinder einen schönen Tag mit 3-4 Bft. voraus. Beim morgendlichen Blick über die Marina hinaus auf die weiße Fläche vor dem Hafen war klar, dass das wohl keine Windstärke 4 sein konnte. Uns Plan war ursprünglich gewesen Richtung Schweden zu laufen. Ein Blick ins Internet sagte uns dann aber Winde von 6-7 voraus und ein anderer Skipper hatte über Funkt etwas von 9er Böen gehört. Also beschlossen wir einen Hafentag zu machen. Einmal ein Spaziergang durch den Ort, gemütliches Sitzen an Bord, Lesen und ein großes Hafenkino, wenn doch ein paar Yachten sich durch die Wellen kämpften. Und auch die ersten Zeilen dieses Berichts entstanden an Bord.

Wellen in Klintholm

Der Sturm wechselte sich mit Sturm und Schauerböen ab. Am Nachmittag kamen Christoph und ich auch die Idee unser Digi klar zu machen und in den trockenen Phasen mal durch den Hafen zu düsen. Der erste Versuch endet damit, dass ich in meinem Elan versuchte, den Baum mit meinem Kopf zu spalten und danach eine Blutspur hinter mir her zog. Bernhard verarztete mich fachgerecht und nachdem wir Kaffee und Teilchen hatten, startete Versuch Nummer zwei. Der Luftdruck schien nicht wirklich gut zu sein und Christoph testete die Tragfähigkeit und wir beschlossen: Da muss viel mehr Luft rein. Also Schlauchboot wieder raus und die Pumpe ausgepackt. Leider mussten wir feststellen, dass die mitgelieferte Pumpe nicht auf den Anschluss am Boot passte. Super. Damit war auch Versuch Nummer zwei gescheitert. Da alle guten Dinge bekanntlich drei sind, beschlossen Christoph und ich der LEA einen Besuch abzustatten und gegen eine Leihgebühr in Form von „Wattenläuper“ deren Pumpe zu leihen; denn auch sie hatten ein Dingi mitgechartert. Aber bei denen war es noch schlechter bestellt. Sie hatten nicht einmal eine Pumpe und auch nur ein halbes Paddel. Da damit eine Benutzung unseres Schlauchbootes ausfiel, bekamen sie unser beiden Paddel als Leihgabe.

Grundsitzer

Am nächsten Morgen war Auslaufen angesagt. Da wir zum Glück in einer Box und nicht innen in einem Päckchen lagen war dies easy going. Allerdings verwarfen den Plan an der Fäkalienstation halt zu machen um unseren Tank zu leeren, da dort auch 2 Boote im Päckchen lagen. Den Toilettentank konnte man ja auch noch im nächsten Hafen abpumpen lassen. Der nächste Hafen auf unserer Planstrecke sollte Gedser sein.

Also ab zur Hafenausfahrt und mit AK Voraus in die aufgebaute Dünung. Der Wind stand gut und die See war schön kabellig. Segelsetzen: Erst das Groß, dann die Genua – Schoten dicht und auf Am-Wind-Kurs. Christoph hangelte sich bei Schräglage in den Salon um irgendwas zu suchen und verschwand aus unserem Sichtfeld. Dafür erschallte dann ein lauter Ruf aus der Tiefe: „Richte das Boot auf! Schnell!!!“. Ein Aufschießer und wir standen gerade. Was war passiert? Irgendwas in der Toilette jedenfalls, denn dort machten wir ihn aus. Ich übergab das Ruder und ging nach unten und sah den Mist – was annähernd wörtlich zu nehmen war. Da wir den Fäkalientank nicht im Hafen abgepumpt hatten, meinte er, er könne sich selbständig zurück ins Bootsinnere entleeren. Und genauso roch es da auch. Mit jeder Welle wurde der Inhalt des fast vollen Tanks offensichtlich in den Schlauch zum Klo gedrückt, wo wohl das Rückschlagventil nicht mehr arbeitete. Also füllte sich die Kloschüssel aus dem Tank, welche sich dann bei Schräglage entsprechend wieder ins Bootsinnere ergoss. Was tun? Wir beschlossen eine Notentleerung durchzuführen um so weiteres Eindringen ins Bootsinnere zu vermeiden und durften feststellen, dass auch dort ein Problem bestand. Selbst bei zügiger Fahrt unter Maschine und offenem Ventil für Unterdruck entleerte sich der Tank nicht! Die kurzfristige Lösung bestand darin, dass Christoph auf „Toiletten-Posten“ blieb und dauernd die Pumpe betätigte um den Rücklauf wieder in den Tank zu pumpen. Er leistete wirklich heldenhafte Arbeit, denn vom Rest der Crew wäre keiner in der Lage gewesen, bei Wellengang und dem Geruch die Arbeit zu schaffen. "Danke Christoph für Deinen unvergleichlichen Einsatz!". Parallel dazu wischte er mit dem Aufnehmer die Brühe aus der Toilette und Dusche und wir brachten sie per Pütz nach draußen. Für weitere 25 Meilen bis Gedser sicherlich keine Lösung. Schon alleine wegen des Geruchs in Verbindung mit dem starkem Seegang.

Also Kurs zurück nach Klintholm. Dort war die Pumpstelle natürlich noch immer belegt. Frank, der Hafenmeister, amüsierte sich köstlich über unsere Geschichte und bot uns an, uns kurz anzurufen, wenn dann endlich mal Platz an der Pumpe sei. Dies sollte noch etwas dauern, da eine Hanse-Segler seinen Motor an diesem Liegeplatz erfolgreich mit Öl ertränkt hatte und deswegen etwas länger für eine Problemlösung brauchte. Wir nutzen die Zeit die Bordtoilette zu reinigen und den Geruch zu bekämpfen. Um 13:00 waren wir dann endlich an der Pier und der Hafenmeister in Pause. Wir machten es im gleich und schoben eine Pizza in den Ofen. Prompt als diese fertig war, kam dann der Hafenmeister. Die Pizza musste warten und der Saugrüssel entleerte den Tank. Anschließend Boot zu einem anderen Liegeplatz verholen. Als wir festgemacht hatten folgte Pizzaessen - die Zweite. Der erste Bissen war im Mund als plötzlich rege Hektik im Hafen startete. Ein Blick nach draußen zeigte uns einen Zweimaster, der ohne Motor (wie wir später erfuhren, wegen Motorschaden) bei Einlaufen aufgelaufen war. Eine Leinenverbindung wurde hergestellt und unser Stegnachbar startete sofort beherzt seine Yacht legt ab und bot dem Gaffelschoner Schlepphilfe an. Zum Glück gelang dies recht problemlos und mit einigen sehr flotten und präzisen Hafenmanövern war der Großsegler frei und konnte zum einer freien Pier im Fischereihafen geschleppt werden, wo er sich vom Wind an den Steg drücken ließ. Auf dem Rückweg zu seinem alten Liegeplatz erwischte es den Yachteigner der geholfen hatte dann fast selbst. Auch sein Boot blieb an der gleichen Stelle (eigentlich mitten im Fahrwasser) hängen, kam aber aus eigener Kraft frei und konnte am alten Liegeplatz festmachen.

Nun endlich konnte die kalte und inzwischen steinharte Pizza den Weg in unsere Mägen finden. Wenn nicht alle 15 Minuten der Touristen-Rundflug-Hubschrauber unser Kommunikation durch Start und Landung verhindert hätte, ein ruhiger Nachmittag. Aufgrund dieser vielen Umstände waren wir damit den dritten Tag in Klintholm. Wir wollten weg!

 

 

Fortsetzung Törnbericht "Sommertörn 2009"