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Segeltörn rund Vilm bei Rügen

Frühjahr 2005, Lauterbach auf Rügen:

Als blutiger Anfäger in Sachen Segeln (gerade den druckfrischen SBF See in der Hand) charterten wir zu zweit eine kleine Segelyacht vom Typ Folkeboot in Lauterbach auf Rügen um den Greifswalder Bodden zu erkunden.

Das Wetter war auf unserer Seite und erfreute uns erstmal mit Sonnenschein und Wind der Stärke 3 womit wir gut bis zur Ansteuerungstonne Vilm herauskamen. Unser gesetzes Ziel war es, einmal rund um die kleine Insel Vilm zu segeln und einen Tag auf dem Wasser zu entspannen.

Kurz nach Mittag ließ der Wind ein wenig nach, was wir für eine Ruhepause und ein Ankermanöver nutzten. Schließlich wollte das in der Theorie hinsichtlich Ankern gelernte auch mal in die Praxis umgesetzt werden. Ihr wisst schon... 3-fache Ankerkette oder 5-fache Ankerleine. Es entwickelte sich in der Praxis sogar leichter als anfangs gedacht.

Nach einem kleinen Mittagssnack hieß es dann wieder Anker auf und weiter. Und da der Wind nicht so ideal war und stark nachgelassen hatte musste dafür der kleine Außenborder zur Hilfe genommen werden. Und wir ließen ihn auch weiter laufen um uns in Kurs Richtung Vilmn zu bringen.

Doch dann sahen wir am Horizont etwas was nach einem Boot aussah. Okay... nichts Besonderes. Boote soll es auf dem Wasser schon mal geben. Aber durch das Fernglas zeichnete sich zuerst ein oranger Streifen ab und nach und nach konnte man erkennen, dass das Boot wohl hauptsächlich blauer Farbe war. Wahrscheinlich Polizei. Ups... wir hatten doch glatt noch den Außenborder laufen und mangels Kegel an Bord diesen auch nicht gesetzt. Panik setzte ein: Der erste selbstverantwortliche Törn auf dem Wasser und schon sahen wir die Gefahr eines "Knöllchens" auf uns zukommen. Mit einigen hektischen Bewegungen rissen wir den Außenborder aus dem Wasser und harten der Dinge die da kamen.

Das Boot kam schnell, sehr schnell näher und entpuppte sich wirklich als ein Polizeiboot. Es hatte direkten Kurs auf uns genommen. Unser Puls steigerte sich langsam und das Polizeiboot kam schnell näher. Im letzten Augenblick drehte es ab und rauschte mit AK an uns vorbei um uns auf den Wellen tanzen zu lassen.

Allerdings brauchten wir doch ein paar Minuten bis sich unser Pulsschlag wieder beruhigt hatte und wir gemütlich unseren Törn fortsetzen konnten.

Die Weiterfahrt verlief auch ruhig und leider mit sehr wenig Wind. Aber der Höhepunkt unseres Segeltörns stand uns noch bevor: Das erste Anlegemanöver meines Lebens ohne einen Segellehrer an meiner Seite. Hat schon mal jemand von Euch ein Folkeboot mit Pinnensteuerung und Außenborder gelenkt? Für mich als Anfänger eine echte Herausforderung.

Das Ziel war es, unser kleines Boot in eine vorwärts in eine Parkbucht zwischen 4 Pfählen einzuparken. Mein Mitsegler stand am Bug und wollte sich um die Leinen kümmern, während ich hinten auf dem Heck mit Pinne und Außenborder kämpfte, der zu allem Überfluss auch gerne mal verreckte.

Ich hörte vom Bug noch die Stimme "Ich leg mal den Tampen um den ersten Pfahl, dann können wir uns reinziehen" und was dann geschah war folgendes: Statt mit dem Bootshaken den Tampen über den Pfahl zu legen versuchte mein Kamerad es per Hand. Es klappte (natürlich) nicht auf Anhieb und so stützte er sich mit der Hand am Pfahl ab. Und Ihr könnt Euch denken was geschah... Er drückte das Boot immer weiter weg vom Pfahl und musste sich dann plötzlich entscheiden ins Wasser zu fallen oder den Pfahl anzuspringen. Die Entscheidung fiel auf das letztere. Und so sah ich Ihn dann plötzlich wie einen Klammeraffen im Hafen am Pfahl hängen und rufen "Hilfe, ich rutsche ab...".

Nun stand ich vor der wohl schwersten Entscheidung meines Lebens: Erst ein Foto machen oder ihn retten? Leider habe ich mich für das Retten entschieden. Nun bereuhe ich dies ja ein bisschen. :-)

Aber alles in Allem sind wir beide wohlbehalten wieder zurück gekommen und hatten sehr viel Spaß. Und nun nach fast eineinhalb Jahren lachen wir immer wieder gerne über dieses kleine nette Erlebnis auf unserem ersten gemeinsamen Segeltörn.

 

Author: Thomas Stasch
Namen nicht geändert
Kontakt: thomas(at)stasch.de

 

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