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Fortsetzung Schiffsübernahme und Überführung von Kroatien nach Rügen

Dienstag der 16.04.02

Heute sind wir um 11 Uhr ausgelaufen, der Wind Nord um 4. Also gibt es erst mal einen mörderischen Schlag nach Westen. Bald hatten wir die nächste Ecke, Cabo Rasco, hinter uns und es ging weiter West. Bei einem prüfenden Blick durchs Rigg sah ich einen Riss im Stagsegel, das musste sofort repariert werden. Segel runter und die Sache näher in Augenschein nehmen. Es war gar nicht so schlimm. Es wurde ein Flicken zurecht geschnitten und doppelt aufgenäht, fertig. Segel wieder hoch. In der Zeit hatte sich von hinten eine Yacht heran geschlichen, es waren die Kieler. Nun kam so etwas wie Regattafieber auf. Es wurde hart gekreuzt, aber sie liefen uns dann doch davon. Am Abend um 21 Uhr wurde wie üblich die Position in die Karte eingetragen. 33 Meilen, nicht berauschend, aber so ging es in dieser Nacht weiter.
Bis 23 Uhr 5,5 Meilen
00-50 Uhr 8 Meilen
02 Uhr 5 Meilen
05-20 Uhr 13 Meilen
09-00 Uhr 15 Meilen - Der Wind dreht auf NE und schläft ein, Motor an.
15-00 Uhr 30 Meilen, unter Maschine.

Von hier waren es noch ca. 70 Meilen bis Porto. Es wurde eine ruhige, aber langweilige Nacht. Sie war so langweilig, das Anne sich im seltsam dunstigen Licht verirrte. Irgendwann rief sie mich hoch, sie konnte nicht mehr. Durch das ewige starren auf den Kompas war sie völlig von der Rolle. Ich löste sie nun ab, brachte das Boot wieder auf Kurs. Anne machte uns schnell einen Kaffee und so tasteten wir uns weiter in Richtung Porto. Der Himmel war klar, aber über dem Wasser hing ein undefinierbarer Dunst. Einige Fischer waren in der Nähe und voraus war ein diffuser Lichtschein zu ahnen. Um vier Uhr standen wir vor Porto, nun kamen die ganzen Küstenfischer mit ihren kleinen und großen Booten aus dem Hafen. Es war ein Verkehr wie auf der Autobahn, wir waren die Einzigen die in die Gegenrichtung fuhren, wie ein Geisterfahrer.

Um 5 Uhr lagen wir fest in Leixos, dem Hafen von Porto. Den Duero hinauf, direkt in die Stadt wollte ich uns nach dieser Nacht nicht mehr antun. Hier musste ich mich nun ernsthaft um Gas zum Kochen kümmern. Zunächst habe ich den Damen im Marinabüro klargemacht was ich wollte und sie haben es auch schnell verstanden. Sie besorgten ein Taxi, der Fahrer sprach sogar etwas englisch und schon ging es los. Immer am Strand entlang in Richtung Norden, Kilometer weit entfernt kam dann endlich eine große Anlage wo es wohl Gas gab. Der Fahrer ging zum Pförtner, ein kurzes Gespräch, dann kam jemand und nahm die Flasche mit und nach einer Ewigkeit war er mit Flasche und Rechnung wieder da. 30 Euro! Und nun rasch zurück zum Hafen. Nochmal 30 Euro für das Taxi und alle waren zufrieden. Sechzig Euro, teure Gasflasche, aber was soll’s. Am nächsten Tag sind wir dafür wieder recht billig mit dem Bus nach Porto reingefahren. Ich war ja schon einmal hier, aber die Stadt hat immer etwas Neues zu bieten und wenn es diesmal so etwas Schlimmes wie die vor kurzer Zeit eingestürzte Brücke über den Duero war (unter anderem war ein Bus ins Wasser gestürzt , es gab  Tote).

Nach dem wir uns nun in Porto ausgiebig umgeschaut hatten mussten wir uns Gedanken über die Weiterfahrt machen. Unser Plan sah vor von hier bis nach England durch zu fahren, denn der Wetterbericht sah sehr günstig aus, von SE 4-5 über E auf NE 4 (Nichtganz so günstig aber noch machbar). Also nicht wie los! Zunächst lies es sich auch sehr gut an und wir machten flotte Fahrt nach Norden. Nach etwa dreißig Stunden sah man an Backbord im Dunst Kap Finisterre auftauchen. Der Wind drehte etwas blöd auf NNE und es blieb nichts weiter übrig als abzufallen und somit weiter in den Atlantik hinein und auf das Verkehrstrennungsgebiet zu. Aber so weit kamen wir gar nicht, denn der Wind ließ nach und zu allem Überfluß wurde es noch schön Neblig. Was blieb also weiter übrig als zu wenden und mit viel Geduld in Richtung Finisterre zu „treiben“. Irgendwann am späten Abend sahen wir Lichter an Land, um nicht zu sehr in den Einfluß der Gezeitenströmung am Kap zu kommen ging ich wieder auf BB-Bug und nach ein paar Stunden wieder rum u.s.w. So brachten wir die Nacht hinter uns. Am Morgen waren wir ziemlich dicht unter Land, man konnte Schemenhaft die Küste ausmachen. Nach einem kräftigen Frühstück auf der fast glatten See bekamen wir plötzlich Besuch. Im Dunst hatte sich ein größeres Schiff der Guardia de Finanza heran gepirscht. Sie setzten ein Schlauchboot aus und kamen mit drei Mann herangejagt. Sie Umkreisten uns ein-, zweimal und kamen dann längsseits. Einer sprach Deutsch und fragte ob sie an Bord kommen dürften. Das hätten sie mit Sicherheit auch getan wenn ich nein gesagt hätte. Zwei Mann kamen rüber, einer umkreiste uns mit dem Boot. Sie waren eigentlich ganz nett. Es kamen die üblichen Fragen, woher und wohin. Wir hatten uns inzwischen für La Coruna entschieden. Die hatten mit ihrem fachmännischen Blick längst erkannt das wir eine harmlose Vater Tochter Crew waren und keine Drogen schmuggelten, denn die Suche danach war der Grund der ganzen Aktion. Und so gaben sie uns ein Ticket welches besagte das wir heute schon kontrolliert worden sind und verabschiedeten sich. Nicht ohne uns zu sagen das sich noch ein zweites Boot ihrer Firma in der Nähe aufhielt und wenn diese uns anriefen, dann sollten wir das Papier vorweisen.

Nach dieser Begegnung ging der Motor an und in gemächlichem Tempo zukelten wir in Richtung La Coruna. Gegen 18 Uhr gingen wir um die Mole mit den beiden markanten großen Türmen. Zunächst versuchte ich es an einer Mooring vor dem Yachtclub, aber da wir kein vernünftiges Dingi hatten lief ich um die Ecke in den Stadthafen und dort machten wir ohne viel Zirkus an der Mole bei einer Leiter fest so das wir trotz des 3 Meter Tidenhubes bequem an Land kamen.

Am nächsten Tag gab es laut Wetterbericht reichlich Wind aus NE, ein Glück also das wir hier gut und trocken im Hafen lagen. Am Nachmittag kam eine englische Yacht, mindestens 24 Meter groß, ohne Mast mit dem Spi-Baum als Notrigg. Ich machte mir gleich Gedanken, wenn die da draußen den Mast verloren haben, dann musste da ja ein ganz schlimmes Wetter sein. So nach und nach schlich ich mich in die Nähe des Schiffes und fragte dann jemanden an Deck ob sie aus Norden gekommen währen. Aber er grinste nur und sagte sie währen so aus der Karibik gekommen, fast alles mit Maschine. Das beruhigte mich natürlich. Am nächsten Morgen waren Sie verschwunden. Also starteten wir auch zum Sprung über die Biskaya. Zunächst hatten mussten wir allerdings etliche Meilen bis zum Cap Prior zurücklegen nur um festzustellen das es aus der Biskaya mit 7-8 Windstärken aus NE wehte.

Am Montag den 22.04.02 um 18 Uhr waren wir wieder in La Coruna fest. Dienstag  gingen wir mutig wieder an den Start. Am beliebten Cap Prior war die heutige Übung wieder zu Ende. Diesmal liefen wir jedoch nach El Ferrol, das war gleich um die Ecke. Alles militärisches Gebiet. Eine Menge Delphine tummelten sich hier im Fjord. Dann öffnete sich die Enge und eine große Bucht mit Stadt und Häfen lag vor uns. Schnell war der kleine Stadthafen mit Fischereibooten und einigen Segelbooten ausgemacht und wir machten, nach einer Hafenrunde, an einer hohen Mauer fest. Einige Männer sahen uns zu und nahmen die Leinen an. Als das erledigt war und ich mir ein Zigarette anzündete kamen zwei Herren in Uniform und erzählten etwas auf Spanisch, ein junger Mann übersetzte auf englisch: „Dies ist ein kommerzieller Hafen und es kostet für die Nacht 180 Euro!“ Ich wäre vor Schreck fast über Bord gefallen. Es gab auch gar keine große Diskussion, ich bat den Jungen die Leinen los zuwerfen und dann fuhr ich etwa 2 Meilen auf die NW Seite des riesigen Hafens vor ein kleines Dorf mit einer vergammelten Werft. An einem eben so vergammelten Steg lagen ein paar Yachten, aber es war mir zu flach. Also Anker rein und Ruhe war. An Land brauchten wir nicht, denn in dem Dorf schien ohnehin nichts los zu sein. Der Ankergrund war gut und so konnten wir bald zum gemütlichen Teil übergehen. Bei einem Fläschchen Wein schauten wir uns in der Gegend um. Gegenüber war ein Schüttgutterminal und es fuhren ununterbrochen LKW’s, womit war nicht zuerkennen. Es staubte jedoch fürchterlich, aber in die andere Richtung zu dem Hafen wo wir vorher waren. Weiter in der Bucht in der wir nun lagen waren viele Leute mit schwarzen Anzügen im Wasser und schienen irgend etwas zu suchen. Nun setzte die Ebbe auch schon etwas kräftiger ein und bald war zu erkennen das sie wohl nach Muscheln suchten. Mit langen Stangen, an denen Kescher waren, stocherten sie herum und lehrten diese dann in ein kleines Schlauchboot, manche auch in eine Wanne die sie an einer Leine hinter her zogen. Ja, es waren Muschelsucher. Sie blieben bis weit in die Dunkelheit und machten mit Licht weiter.

Am Mittwoch den 24 April machten wir einen erneuten Angriff auf die Biskaya. Um13 Uhr hatten wir das berühmt berüchtigte Cap Prior unter Maschine hinter uns gelassen. Die ersten 40 Meilen spulten wir weiterhin mit der Maschine ab. Dann konnten wir die Segel vorheissen, es nutzte aber nicht viel, die Maschine musste mitlaufen. So ging es die ganze Nacht hindurch. erst am Morgen gegen sechs Uhr ging dann endlich der Motor aus und bei NNW 4 konnte man halbwegs einen vernünftigen Kurs steuern. Gegen Mittag drehte der Wind auf NNE und nahm auf 2-3 ab. Ab 17 Uhr drehte das bischen Wind wieder westlich, so das wir NE anliegen konnten. So ging es wieder die ganze Nacht hin durch. In kleinen Schritten kämpften wir uns vorwärts. Ab vier Uhr am Morgen tat sich dann endlich etwas, der Wind drehte immer westlicher und nahm merklich zu. Um halb sieben wehte es mit 6 Bft. Um 13 Uhr hatten wir 35 Meilen gemacht und nun wurde es mit 7-8 schon recht lustig. Um 15 Uhr war er schon bei satten 8 angekommen. Der Wind nahm nun nicht mehr zu, aber die See wurde zusehends grober. Am Sonnabend den 27.04 Nachmittags standen wir am Eingang zum Kanal, der Schiffsverkehr nahm stark zu. Ununterbrochen kamen die großen Dinger von Achtern auf. Gegen Abend bekamen wir dann ein richtiges Schweinewetter, es begann wie aus Kübeln zu gießen.

Um 23 Uhr hatten wir die Insel Qussant (Ushant) Steuerbord voraus, es war an der Zeit einen Holeschlag zu machen. Unser eigentlich ins Auge gefasste Ziel Cherbourg konnten wir so noch nicht anliegen. Bei dieser groben See war es fast unmöglich eine vernünftige Wende hin zu kriegen. Da das Schiff zu dieser Zeit noch keine Sprayhood hatte kann sich wohl jeder vorstellen, das wir „etwas“ nass wurden. Jedenfalls war mir klar, daß wir diese Nacht, wenn  der Wind auch nur ein wenig nach rechts drehte große Probleme bekommen würden. Auf meinen Vorschlag nach Brest abzulaufen ging Anne schnell ein. Wir fielen auf SE Kurs ab und nun ging es mit raumen Wind und entsprechender Welle in rascher und relativ bequemer Fahrt in Richtung Pte.de St-Mathieu. Aber die Regenschauer machten uns sehr zu schaffen, kaum hatte man ein Feuer oder eine Tonne ausgemacht, dann wurde der Regenvorhang wieder zugezogen. Einige Trawler liefen auch in die Bucht, zogen aber weiter südlich nach Douarnenez. Auf unserem Kurs wurde der Kanal immer enger und öffnete sich dann plötzlich in eine große Bucht. An Backbord lag hell erleuchtet Brest zuerst das gesperrte Gebiet der Marine, dann der Hafen für die Frachter und ganz in der letzten Ecke die Marina. Zuerst in Richtung auf eine Autobahnbrücke, bis wir erkannten das wir schnell nach Backbord abbiegen mussten. Zunächst liefen wir an einem großen Yachthafen vorbei, aber vor uns lag noch ein Hafenbecken. Nach dem passieren der recht niedrigen Mole, sie schaute scheinbar nur etwa einen Meter aus dem Wasser, lag an BB ein Schwimmsteg wo auch einige freie Plätze vorhanden waren, also nichts wie hin. Schnell hatten wir das Boot vertäut und nach einem Anleger ging es gegen halb sechs morgens ziemlich ausgelaugt in die Koje. Als ich um die Mittagszeit wach wurde bemerkte ich als erstes, das das Boot merkwürdig still lag. Nach einem Rundumblick war dann auch schnell klar warum. Die niedrige Mole vom Morgen befand sich nun in der Höhe der Saling etwa acht Meter und das Unterwasserschiff schaute achtern rund zwanzig Zentimeter aus dem Wasser. Brest hat einen Tiedenhub von ca. acht Metern! Glück im Unglück, der Grund war hier nur Schlick und es war nichts passiert, in einigen Stunden würde das Schiff wieder schwimmen. Am späten Nachmittag als es dann soweit war legten wir es mit der Hilfe des Hafenmeisters um auf die andere Seite des Steges, dort war es tief genug. Hier mussten wir uns endlich mal wieder um einen größeren Einkauf kümmern. Also machten wir uns auf die Socken um einen Supermarkt zufinden. Als erstes merkten wir das die Stadt Brest wohl doch  sehr weit entfernt lag, zu Fuss war hier nichts zu machen. Dennoch fanden wir bald einen Supermarkt INTERMARCHET das kam uns doch von zu Hause bekannt vor. Ein riesiger Laden und ein eben solches Angebot. Jedoch fanden wir alles was wir brauchten und unser Wagen füllte sich bis zum Überlaufen. Wie sollten wir dies alles auf unsere Bazillus schaffen? Es blieb uns also nichts anderes übrig als wieder einmal den Wagen zu entführen. Da der Rückweg ziemlich abschüssig war, das war uns vorher gar nicht so aufgefallen, wurde es eine recht lustige Fahrt. Allein war der Einkaufswagen nicht zusteuern. Dennoch waren wir nach einiger Zeit heil mit unserer Fracht an Bord. Am Abend gönnten wir uns in der Hafenbar ein oppolentes Französisches Abendessen. Miesmuscheln mit Curri. Zunächst kam eine große Blechschüssel auf den Tisch. Leer! Wir schauten uns verdutzt an, abwarten. Bald darauf  brachte man dann eine eben so große Schüssel voller Muscheln. Kein Werkzeug um den Dingern an den Kragen zu gehen. Einige Blicke in die Runde und es war klar wie es funktionierte. Eine Muschel vorsichtig geleert und die Schale als Zange benutzt, so ging es prima. Zum Schluß die Finger in das Zitronenwasser und fertig. Aus dem Fenster konnten wir bei einem Glas Wein beobachten wie man hier sein Unterwasserschiff reinigen und streichen kann. Auf einer schrägen Betonfläche bei Hochwasser soweit wie möglich vorfahren, dann das Boot bei abfallendem Wasser mit leichter Schräglage an die Kante legen und den Kärcher klarmachen. Das Boot abspritzen neu streichen, warten bis das Wasser wieder da ist und fertig. Später lernte ich einen Belgier kennen der ach am nächsten Tag weiter wollte. Nein er wartet nicht auf das Hochwasser, denn unter Land gäbe es eine Neerströhmung und zieht nach Norden. Nun, viele Fragen viele Antworten, ich sollte nur immer hinter ihn herfahren das würde dann schon werden. Abends beim Duschen trafen wir die Kieler sie waren ein paar Stunden vor uns hier gewesen, sie wollen auf den Kanalinseln Station machen.

Am nächsten Morgen 01.05 2002 um 7 Uhr machten wir uns klar zur Weiterfahrt, bald sollte es losgehen. Der Belgier mit seiner Dehler startete und wir versuchten dran zubleiben, was uns zunächst auch ganz gut gelang. Aber als wir die enge Einfahrt zur Bucht passiert hatten ging er auf einen Kurs direkt durch die Felsen und Steine. Nein, das war mir zu heikel. Zumal er sich nun zusehends entfernte, vielleicht hatte er schon seinen Neerstrom erreicht. Ich hätte umdrehen sollen und noch ein paar Stunden warten. Aber nein, ich setzte den richtigen Kurs ab und fuhr weiter direk in den irren Strom des ablaufenden Wassers hinein. Um 13-30 Uhr hatten wir den Canal du Four passiert es wehte ein prima Briese WNW 4, es waren 16° und die Sonne schien, alle Segel standen, der Motor lief AK und wir machten zwei Knoten über Grund! Vor uns an Steuerbord auf einer Schäre stand eine große Flasche, es war ein Leuchtfeuer, daran konnte man gut erkennen wie schwer es war das Boot auf Kurs zu halten und das wir kaum vorankamen. Doch irgend einmal geht auch so eine dumme Situation vorüber und die Strömung fängt an zu schieben.

Der nächste Tag 02.05. zeigte sich am Morgen von seiner miesen Seite und bracht unsHagelschauer mit anschließender Flaute. Das gab sich aber bald wieder und wir kamen gut voran.Am Nachmittag um 14-30 hatten wir Guernsey im NE in Sicht und rauschten dann an Alderney vorbei. In der Nacht gegen 2 Uhr zogen wir mit 10,5 Knoten über Grund am Cap le Hage  vorüber. Ein riesiges hell erleuchtetes Areal, na ja Atomstrom haben sie ja da wohl genug.Hier im Kanal ging es in den nächsten drei Tagen so richtig zur Sache. Gegenwind und der Strom machten uns völlig fertig. Bis Bologne quälten wir uns vorwärts, dann gaben wir auf und liefen nach Dieppe zurück, weil der Hafen Tidenunabhängig ist. Am 5.5. um 19-30 Uhr waren wir  am Schwimmsteg der Marina fest. Hier musste ich mich um ein Elektrikproblem kümmern, die rote Kontrolleuchte der Lima ging nicht aus. Aber wie? Der Hafengeldkassierer, was anderes war er wirklich nicht, sprach kein englisch. Keiner sprach englisch! Dann beobachtete ich zwei ältere Segler die sich mit ihrer Rettungsinsel abquälten.Auf einem Zettel hatte ich ein paar Worte notiert, Alternator usw. und das er nicht arbeitet. Diesen hielt ich den Beiden unter die Nase. Sie wussten zwar nichts damit anzufangen aber ich musste ins Auto steigen, dann ging es zur Fischerei, dort telefonierte einer und drückte mir dann den Hörer in die Hand und siehe da, eine deutsche Stimme fragte was ich für ein Problem hätte. Schnell war die Sache erklärt und zwanzig Minuten später war ein Elektriker an Bord. Er hat den Regler ausgetauscht und eine Stunde später war alles wieder im Lot. Vom Automaten holte ich seine 100 Euro. Anschließend wollte ich noch tanken, das ging aber nur gegen bar also noch mal zum Automaten, aber es gab kein Geld mehr! Was nun? Na was soll’s wir müssen weiter, 80 Liter hatten wir noch.

Um 15 Uhr legten wir ab. Was nun die nächste drei Tage folgte war der reine Horror. Als wir auf der Höhe von Calais waren lagen schon wieder satte acht Windstärken aus NE an. Bei soviel Wind läuft das Boot keine Höhe mehr, um mit einigermaßen Speed voranzukommen konnte ich nicht weniger als 60 Grad zum Wind laufen, also kamen wir nicht eine Meile in unserer Richtung voran. Ein paar Stunden später waren wir auf der englischen Seite des Kanals. Hier stand eine fürchterliche Welle, auch kamen wir in die Nähe der Goodvin Sands. Also Wende und wieder zurück zum Kontinent. In der Mitte des Kanals kenterte der Strom und das aus der Nordsee ablaufende Wasser trieb uns wieder in Richtung französische Küste. So ging das einige Male. Als besondere Zugabe kam dann irgendwann noch Nebel auf. Jedenfalls schafften wir Holland nicht.

Am 9.5. Mittags liefen wir in Nieuport in Belgien ein. Eine „Bauernnacht“ im Hafen hatten wir uns wirklich verdient.Hier haben wir am nächsten Tag für 40 Cent den Liter den Tank gefüllt. An der Tankstelle herrschte ein starkes Gedränge, jeder der hier ein Boot hatte wollte tanken. Aber wir hielten den ganzen Verkehr auf. Die Einheimischen hatten spezielle Tankkarte, man konnte aber auch mit EC bezahlen. Dazu musste aber jemand kommen und den Automaten bedienen. Der gute Mann hatte nur selbst keine Ahnung. In einer Hand das Telefon, Gott sei dank hatte er eines dabei, in der anderen meine Karte. Nach vielen vielen Versuchen klappte es dann endlich.An meiner Karte lag es nicht, die funktionierte inzwischen wieder. Auf dem Fluß herrsche mittlerweile das Chaos. Also nichts wie endlich weg hier!

Von nun an lief alles viel besser und zwei Tage später am 12.5. um 23 Uhr waren wir in Cuxhaven fest. Kurz vor der berühmten Kugelbake kahm uns ein Polizeiboot entgegen, Anne winkte und freute sich. Ich sagte noch „Lass das lieber sein, ich hab da so meine Erfahrungen“ Und richtig sie, drehten und kamen hinterher „SY Bazillus ihr Toplicht brennt nicht, bringen sie das in Ordnung“. Nun war ich mir sicher, wir waren zu Hause!!!

In Rendsburg bekamen wir für die letzten Meilen noch zwei Mann Verstärkung. Vierundzwanzig Stunden später waren wir schon in Stralsund. Am nächsten Morgen durch die Brücke und um 14-15 war die Reise in Baabe zu Ende.

 

Author: Hans Hermann Haase
Namen nicht geändert
Kontakt: hans-herrmannhaase@freenet.de
Webseite: www.segelhaase.de

 

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