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Rund Rügen in zwei Tagen

Wie kommt man auf die Idee, die Insel Rügen in nur 2 Tagen umrunden zu wollen? Naja, um ganz ehrlich zu sein: Wir wissen es auch nicht so genau. Wahrscheinlich spielte da so ein bisschen Ehrgeiz mit und die Tatsache, wie sich unsere Crew zusammen setze.

Und zwar hatte mein Mitsegler seinen 15 jährigen Sohn mit in den Urlaub genommen und er wollte gerne bei unserem Kurz-Törn mitfahren. Und es klingt ja schon viel spannender, einmal rund um die Insel zu kommen, als nur einen Schlag raus und wieder den gleichen Weg zurück – was die Alternative gewesen wäre, denn mehr als die zwei Tage standen nicht zur Verfügung.

Also machten wir uns ans planen. Zuerst einmal studierten wir die Seekarten von Rügen. Unser Ausgangspunkt würde der Hafen von Breege sein – also quasi mitten „in“ der Insel. Von dort aus wollten wir dann an zwischen Hiddensee und Rügen hoch und im Uhrzeigersinn zum Rügen fahren. Die Planung sagte uns, dass wir am ersten Tag eigentlich nur Sassnitz anlaufen konnten, da es zwischen Thiessow und Sassnitz leider keinen weiteren Hafen gibt – das würde einen sehr langen Schlag am zweiten Tag zur Folge haben.

Schade eigentlich, dass die schönen Orte auf Rügen wie Binz oder Sellin keine eigenen Häfen haben...

Also: Alternative Planung, gegen den Uhrzeigersinn: Auch das machte nicht wirklich Sinn, da wir unser Ablegen nicht wirklich genau einplanen konnten. Eines war allerdings sicher: Die Brückenöffnung um 12:20 Uhr bei Stralsund würden wir nicht schaffen und hätten daher bis 17:20 vor Alte Fähr rum-dümpeln müssen um dann vielleicht noch grade den Greifswalder Bodden zu erreichen.

Also fiel die Entscheidung: Wir versuchen es im Uhrzeigersinn.

Unser jüngstes Crewmitglied

Der Starttag:

Es fing mit einem sehr frühen Frühstück in unserem Ferienhaus auf dem Darß an. Um 6:45 saßen wir dann im Auto und machten uns auf den Weg nach Breege. Zu unserer Besorgnis fuhren wir durch dichte Nebelbänke – so was konnten wir im engen Fahrwasser zwischen Rügen und Hiddensee nun wirklich nicht gebrauchen. Aber dann klarte es doch noch auf.

Gegen 9:00 Uhr waren wir beim Vercharterer und mussten erfahren, dass die Yacht, welche für uns vorgesehen war einen irreparablen Schaden hatte. Es wurde nach einer Ersatz-Yacht gesucht und sie wurde gefunden: Eine Bavaria 31 Cruiser – Baujahr 2008 – sprich erste Saison. Das Boot hatte den klingenden Namen „Nora“. Leider musste sie noch klargemacht und getankt werden und so waren wir dann inklusive Übernahme erst gegen 10:30 klar zum Auslaufen.

 

Erst einmal wurde im Breeger Bodden ein kurzer Yachtcheck gemacht: Manöver unter Motor, Segelcheck,… Dann nahmen wir Kurs auf die Wittower Fähre. Leider unter Motor, da der Wind unter 1 Beaufort lag. Aber er sollte ja auffrischen.

Angesichts unseres Zeitplanes wurde mit den ersten Daten der Instrumente direkt einmal gekoppelt, ob wir unser Tagesziel Sassnitz erreichen können. Hm… laut Logge bei Marschgeschwindigkeit unter Motor nur lächerliche 4 Knoten. Irgendwas schien mit dem Boot nicht zu stimmen… Dann plötzlich fiel die angezeigte Geschwindigkeit weiter: 3,5 kn – 3 kn – 2,5 kn – 0 kn. Aber an unserer Fahrt änderte sich nichts. Also checkten wir das Ganze mal mittels GPS und siehe da: wir machten die erwarteten 6 kn Fahrt. Die Logge dagegen zeigte bis zum Ende des Törns 0 Knoten.

Nördlich von Rügen

Mit Erreichen des Fahrwassers zwischen Hiddensee und Rügen, frischte der Wind auch endlich ein Wenig auf. Wir hatten immerhin 3 Beaufort – aber leider keinen Platz um die Segel zu setzen, also mussten wir den Fahrwasserweg auch noch unter Motor bewältigen.

Direkt nach Verlassen der Fahrrinne wurden die Segel gesetzt und auf einem Halbwindkurs ging es nach Norden. Immerhin 4,5 kn Fahrt erreichten wir.

Nach der Kursänderung Richtung Ost um in Richtung Kap Arkona zu laufen nahm der Wind wieder ab – der Wetterbericht hatte es angedroht. Damit stieg dann unsere Sorge, das Tagesziel Sassnitz (im Hellen) zu erreichen und wir hielten Kriegsrat:

Wir könnten unter Segeln vielleicht Lohme noch erreichen – aber voraussichtlich auch nicht mehr bei Tageslicht – Sassnitz war ohne Motor-Unterstützung nicht drin. Was tun? Den Plan canceln oder weiter machen? Wir entschieden uns, am ursprünglichen Plan festzuhalten und Sassnitz anzusteuern, dort war schließlich auch das Einlaufen bei Nacht recht einfach.

Somit setzten wir dann den Kegel und unterstützen die Segel mit ein wenig Maschinenkraft.

Kreidefelsen
Kreidefelsen
Sonnenuntergang auf Rügen
Sonnenuntergang auf Rügen

Mit Erreichen von Kap Arkona war es dann mit dem Wind wieder komplett vorbei. Die SMS von Windfinder sagte uns, dass wir nur noch mit 3 kn Wind zu rechnen hätten – na super. So holten wir dann nach ein paar Seemeilen die nur noch flatternden Tücher wieder ein und motorten an den Kreidefelsen vorbei. Sassnitz kam langsam in Sicht und die Sonne neigte sich dem Untergang. Da wir noch ein bisschen Restlicht hatten und uns vom Vercharterer eine „Übungsboje“ geliehen hatten, nutzten wir die letzten Lichtstrahlen vor der Marina Sassnitz noch zum Üben der Rettungsmanöver unter Motor. Auch unser junger Mitsegler durfte es üben.

 

Mit dem letzten bisschen Licht fuhren wir in den Hafen ein und machten das Boot fest. Kaum war dies geschehen, besuchte uns auch schon der Hafenmeister und kassierte die 10 € Liegegebühr für einen Nacht. Leider hatte er auch keine tollen Neuigkeiten hinsichtlich Wind.

 

Wir verbrachten unseren Abend in einem gemütlichen Lokal in Sassnitz und sprachen zum x-ten Mal durch, ob wir denn wirklich rund fahren sollten. Schlussendlich sagten wir dann zu uns: Wir haben es uns vorgenommen – also machen wir es nun auch. Auch wenn es ein paar Liter Diesel kostet.

Zurück an Bord wurde dann noch einmal die Planung des zweiten Tages durchgesprochen. Um das Boot abends wieder in Breege abzugeben, mussten (!!) wir um 12:20 die Klappbrücke in Stralsund erreichen und passieren. Zurück gerechnet und mit ein bisschen Puffer versehen hieß dies: Um spätestens 4:00 Uhr auslaufen. Also gab es nur noch einen kurzen Absacker und wir verschwanden in unseren Kojen aus denen wir dann um 3:15 durch unsere drei Wecker geweckt wurden.

Marina Sassnitz bei Nacht
Marina Sassnitz bei Nacht