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Nordsee ohne Wind

Seehunde zwischen Spiekeroog und Wangerooge

Man sollte es kaum glauben, es kann vorkommen, dass es einen Tag auf der Nordsee keinen Wind gibt... aber in diesem Jahr war es direkt mehrere Tage so. Im September stand der Herbsturlaub auf dem Programm und einen Tag sollte es raus ins Wattenmeer gehen. Zwei Miturlauber wollten mal Segeln ausprobieren und Dennis bot sich an, für 4 Stunden raus zu fahren. Die erste Idee war: von Harlesiel rund Wangerooge.

Da der Tag für den Törn frei wähbar war, sollte das Wetter entscheiden: Der September überraschte mit stetig über 20°C und ohne Wind. Jeden Tag wurde der DWD und Windfinder gecheckt, aber die Prognose war immer ernüchternt: Winde der Stärke 1, umlaufend.

Um wenigsten einen Törn zu erleben entschieden wir uns dann einfach für einen Tag und trafen um 8:30 an Dennis' Segelschule ein. Das Boot war klargemacht und bereit zum Auslaufen. Um 9:00 Uhr öffneten sich die Tore der Schleusenkammer und kurz danach waren im Fahrwasser neben dem Leitdamm vor Harlesiel. Wir zogen schon mal das Groß hoch und hofften auf leichte Winde.

Außer uns waren noch ein paar Segelhungrige auf dem Weg ins Wattenmeer. Aller hatten offensichtlich die gleiche Hoffnung und motorten durchs Fahrwasser.

Am Ende des Leitdamm wurde der Kurs nach Backbord geändert und der Diesel gestoppt. Ruhe kehrte ein. Ganz viel Ruhe. Um genau zu sein: Zu viel Ruhe. Da lagen wir nun und mit uns eine weitere Yacht mit aufgezogenem Tuch und der Suche nach Wind. Die Wasseroberfläche verriet: Nix – gar nix! Nirgends waren die sehnsüchtig erhofften Windwellen zu sehen. Nachdem wir 20 Minuten mit der Gezeitenströmung in Richtung der offenen See gezogen wurden, beschlossen wir diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Der Diesel wurde wieder gestartet und Kurs grob auf Spiekeroog eingeschlagen. Die Wassertiefe erlaubte uns bei 1 m Tiefgang recht problemlos quer über das Watt zu steuern. Kurz vor Spiekeroog fuhren wir zurück ins Fahrwasser und folgten dem Tonnenstrich in Richtung der Sandbank zwischen Spiekeroog und Wangerooge. Hier hatten sich einige Seehunde versammelt, so dass wenigstens etwas da war, was man den zwei Fahrgästen zeigen konnte. Vorbei an der Sandbank ging es dann noch bis zur Tonne Buhne-H, wo wir wendeten und Kurs auf Wangerooge einschlugen. Unsere kurze „Crew-Besprechung“ hatte ergeben, dass wir als Zwischenziel Wangerooge anlafen wollten.

Wir erreichten Wangerooge bei Hochwasser und stellten fest, dass offensichtlich viel Wasser aufgelaufen war, weil die begrenzenden Spuntwände des Wangerooger Hafens unterhalb der Wasseroberfläche lagen. Wir machten das Boot kurz fest, besuchten die Sanitären Anlagen von Wangerooge, warfen einen Blick auf den Sandstrand und gingen zurück an Bord.

Leinen los und Kurs Richtung Harlesiel.

Immer noch war kein bisschen Wind zu spüren. Die Yacht, die auf dem Hinweg mit uns hinter dem Leitdamm in Richtung Spiekeroog abgebogen war, dümpelte noch immer an ungefähr der gleichen Stelle: aber konsequent unter Segeln.

Wir dagegen folgten dem Leitdamm und schleusten nach ca. einer Stunde in den Harlesieler Innenhafen, wo unsere Tour an der Segelschule endete.

Damit war aus dem „Schnupper-Segeltörn“ leider nur ein „Schnupper-Motortörn“ geworden, aber egal: Zumindest ein bisschen Seeluft geschnuppert.