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Fortsetzung: Törn von Harlesiel nach Groningen

Kanalfahrt

Der nächste Tag brach an und wir schliefen aus! Unser Törnplan sollte uns nach ein paar netten Segel-Schlägen auf dem Lauwersmeer nach Dokkum führen. Wie geplant genossen wir ein paar schöne Segelstunden, die uns wieder zurück nach Lauwersoog brachten, um dann die Kanalfahrt in Richtung Dokkum anzutreten. Vor der Schleuse Dokkumer Nieuwe Zijlen endete dann unser Weg fürs Erste. Ein Schild mit niederländischer Aufschrift gab uns zu verstehen, dass wir irgendwo anrufen sollten. Gelesen – Getan. Am anderen Ende der Leitung begrüßte uns ein Sprachcomputer der uns in feinstem Niederländisch erklärte, dass wir die Tasten 1, 2, 3 oder 4 drücken könnten. Leider nur verstanden wir nicht, was sich hinter diesen Codes so verbarg. Aufgrund unserer Unentschlossenheit wurden wir dann zu einer Zentrale durchgestellt wo uns eine nette Dame auf Englisch verriet, dass wir die 2 wählen müssten um zum Operator der Schleuse zu gelangen. Allerdings glaubte sie gehört zu haben, dass es da ein kleines Problemchen mit der Schleuse gäbe. Der Operator – der dann lieber Deutsch mit uns sprach – bestätigte das Problemchen. Seine erste Frage war: „Wie hoch ist denn Euer Boot“ - „15 Meter“ - „Oh, eine Segelyacht...“ - „Korrekt“ - „Dann habt Ihr ein Problem. Ich kann zwar die Schleuse öffnen und Euch schleusen, aber wegen Arbeiten an der Brücke kann ich diese nicht bedienen.“ Wie sich dann raus stellte sollten diese Arbeiten noch ca. 2 Wochen dauern, was Dennis langfristigere Pläne denn etwas umwarf, da er eigentlich später auf diesem Wege noch zum Ijsselmeer wollte.

Nach dieser Enttäuschung, landeten wir dann im Yachthafen Dokkumer Nieuwe Zijlen.

Schleusen

Das Abendessen fand an einer Frittenbude statt wo wir einen Hobby-Surfer und Segler trafen, der uns von seinen Ostsee-Törns erzählte; vor allem, wie gut doch die großen Pötte einem kleinen Segler in der Kadetrinne ausweichen würden. Dennis und ich guckten uns nur fragend an.... Nach diesen interessanten Erkenntnissen ging es zurück an Bord und die SAT-Schüssel wurde installiert und lange ausgerichtet... Schließlich stand der zweite Teil des Seewolfs auf dem Programm. Am nächsten Morgen ging es noch im Dunkeln los: Das Ziel: Soweit wie möglich nach Groningen kommen. Zum Sonnenaufgang waren wir bereits auf dem Lauwersmeer und fädelten uns in den Kanal Richtung Zoutkamp ein um von dort aus weiter zu fahren. Leider spielte das Wetter diesmal nicht ganz so toll mit und wir hatten paar ziemlich feuchte Abschnitte zwischendurch. Aber ich muss zugeben, dass das Kanalfahren schon seinen Reiz hat. Insbesondere die vielen Brücken waren ein Highlight. Für das Durchfahren der meisten Brücken musste man vorher an eine Art Anleger fahren und ein Köpfchen drücken, sodann wurde die Brücke geöffnet. Neben dem Fun-Effekt bekam ich so auch ein bisschen mehr Gefühl für Dennis' Boot. So ein großes Stahlschiff bietet schon ein anderes Gefühl, als die „Joghurtbecher“ die man in der Charter findet. Vor der Dorkwerdersluis war dann Mittagspause – für den Schleusenwärter und dementsprechend auch für uns. Da es gerade wieder einmal regnete, kochen wir uns leckere Ravioli mit Siedewürstchen. Während des Schleusenvorgangs selbst boot sich uns dann auch noch eine kurze Kinovorstellung einer Liebesromanze. Mitten im Regen saß ein junges Pärchen auch einer Parkbank und verschlang sich beinahe beim Küssen. Das Ende dieses „Films“ wollten wir dann zugunsten unserer Reisepläne nicht abwarten.

Kühl: Ein Tee wärmt

Bald wurde die Bebauung neben dem Kanal dichter und wir fuhren nach Groningen ein. Für mich super spannend! Alles klappte wie am Schnürchen, bis sich dann plötzlich eine Brücke nicht für uns öffnete. Nach einigem Hin- und Her erfuhren wir dann, dass es einen Stromausfall in der Stadt gab und diese Brücke grade nicht geöffnet werden konnte. Also machten wir provisorisch fest und warteten ab. Zum Glück war der Strom nach einer Stunde des Wartens wieder da und wir konnten den Weg zum Oosterhaven in Groningen fortsetzen.

Dort angekommen hieß es: Groningen erkunden und Kibbeling essen. Wir genossen zwei sehr schöne ruhige Tage in der Stadt und dann hieß es für mich die Heimreise antreten. Und während ich dann in der nächsten Woche schon wieder im Büro saß, fuhr Dennis mit seiner Freundin an Bord über die Nordsee ins Ijsselmeer, von dort wieder zurück per Kanal ins Lauwersmeer, um von dort aus dann – nach insgesamt 3 Wochen - die Rückreise nach Harlesiel anzutreten.

Für mich war es ein unvergesslicher Trip und ich hoffe so ein bisschen, dass Dennis mich irgendwann wieder mit nimmt.

  • Groningen Hafen
  • Fischmarkt in Groningen

 

Author: Thomas Stasch
Namen nicht geändert
Kontakt: thomas@stasch.de

 

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